Ausbildungsjahre

Ausbildungsjahre

Karl Friedrich Bonhoeffer besuchte das Gymnasium und wurde nach bestandener Abiturprüfung, etwa gleichzeitig sein nächst jüngerer Bruder Walter, 1917 als Freiwillige zum Militärdienst eingezogen. Im letzten Weltkriegsjahr erlag Walter einer schweren Verletzung im Lazarett – der erste Schatten, der auf die Familie Bonhoeffer fiel. Karl Friedrich, Reserveleutnant der Infanterie, der ständig Plancks Lehrbuch der Thermodynamik im Tornister bei sich gehabt haben soll, kam mit leichterer Verwundung im Herbst 1918 davon. Er begann im nächsten Jahr das Chemiestudium, der Tradition des Vaters und Großvaters folgend, an der Universität Tübingen.


 

Entsprechend seiner Neigung zur Sozialdemokratie, die er aus dem Felde mitgebracht hatte und die ihn in gewissen Gegensatz zur Familie brachte, lehnte Karl Friedrich es aber ab, der studentischen Verbindung beizutreten, der sein Vater und später auch sein Bruder Dietrich und sein späterer Schwager Rüdiger Schleicher angehörten: die "Igel" waren zwar keine Farben tragende Verbindung (sie trugen nur eine Kappe aus Igelfell), sie gaben sich auch liberal, vertraten aber nationalistisches Bismarck’sches Gedankengut, mit dem Karl Friedrich sich nicht identifizieren konnte.


 

BonhoeffersTübinger Lehrer empfahlen ihm in Erkenntnis seiner hohen mathematischen und physikalischen Begabung nach wenigen Semestern, das Studium bei Walther Nernst am physikalisch-chemischen Institut in Berlin fortzusetzen. Nach nur vier Jahren Gesamtstudienzeit promovierte er dort 1922 mit der Arbeit Photochemische Sensibilisierung und Einsteinsches Äquivalenzgesetz. Bonhoeffer erzählte später belustigt, dass er sich in der Doktorprüfung mit Nernst darüber gestritten habe, ob Blei (Pb) in der zweiten oder vierten Gruppe des Periodensystems der Elemente stehe, und dass sie beide sich gegenseitig gelobten, gleich nach der Prüfung nachzuschauen.

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