Es gibt viele Möglichkeiten den eigenen Garten oder Balkon ökologisch aufzuwerten. Dafür benötigt es nicht unbedingt einen riesigen Teich oder hektargroße Wildblumenwiesen. Hier geben wir ein paar Tipps, wie nach unseren Erfahrungen mit einfachen Mitteln die Lebensbedingungen für Fauna und Flora auch im eigenen Heim verbessert werden können.
Tipp 1 – Vögel (richtig) füttern
Ganzjährig füttern? Hier gibt es verschiedene Meinungen. Laut NABU, zum Beispiel, kann die Ganzjahresfütterung allein nicht den Rückgang der Artenvielfalt verhindern. Er empfiehlt lediglich im Winter Futter auszustreuen. Andere Stimmen, wie die von Ornithologe Peter Berthold, sprechen sich klar für die Ganzjahresfütterung aus. Wir haben uns für Letzteres entschieden.
Der Ornithologe betont, dass gerade Meisenknödel bei Vögeln im Sommer sehr beliebt sind, da sie ihnen die nötige Energie zum Fliegen liefern. Tiere müssten fürs Fliegen circa 25 Mal so viel Energie aufbringen wie fürs Laufen oder Hüpfen.
Hier noch ein paar wichtige Punkte, die es beim Füttern zu bedenken gilt:
- Futterhäuschen regelmäßig reinigen, sonst besteht die Gefahr, dass die Tiere sich gegenseitig mit Krankheiten anstecken.
- Keine Meisenknödel im Netz verfüttern. Die Tiere können hängen bleiben und sich verletzen.
- Hochwertiges Futter verwenden, bestehend aus Sonnenblumenkernen, heimischen Saaten, Rosinen, Obst, Haferflocken, Kleie und / oder Mehlwürmern.
- Ungeeignetes Futter vermeiden, wie Brot, andere Backwaren oder salzige und gewürzte Lebensmittel, zum Beispiel Käse, Speck, Salzkartoffeln.
Folgende Links empfanden wir als hilfreich bei unseren Recherchen zum Thema „Vögel füttern“:
Vogelfütterung im Winter (sielmann-stiftung.de)
Der NABU gibt Tipps zur Vogelfütterung
Richtig Vögel füttern - ein 5-Punkte-Check (deutschewildtierstiftung.de)
Tipp 2 – Vogeltränken
Wussten Sie, dass Blattläuse für Meisen ein Wasserersatz sind? Nichtsdestotrotz ist ihnen eine richtige Wasserquelle – wie eine Vogeltränke – lieber.
Ob ein Blumentopfuntersetzer auf dem Balkon oder eine schöne Vogeltränke aus Keramik im Garten – ein flaches Gefäß mit einer Wassertiefe von 5 cm an einem Standort abseits der prallen Sonne ist ideal. Alternativ können Vogeltränken auch in Bäumen aufgehängt werden. So sind die Vögel beim Trinken vor Katzen und anderen Raubfeinden geschützt. Bei mäßigen Temperaturen sollte man das Wasser ein Mal pro Woche austauschen und dabei die Tränke mit heißem Wasser und einer Bürste gründlich säubern. An sehr warmen Tagen darf es auch ein täglicher Wasserwechsel sein.
Tipps zum Bau einer hängenden Vogeltränke gibt es vom NABU-Gartenteam:
Tipp 3 – Insektenfreundliche Pflanzen
Blumenkästen auf dem Balkon oder der Terrasse eignen sich besonders gut, um sie mit einheimischen und dekorativen Blühpflanzen zu bestücken.
Sie bieten Wildbienen, Schmetterlingen und anderen Insekten nicht nur Nektar und Brutplätze, sondern abhängig von der Pflanzenart auch eine Unterkunft für den Winter.
Insekten mögen gerne Wildstauden oder Kräuterpflanzen. Welche Pflanzen außerdem besonders beliebt sind, hat der NABU zusammengestellt:
Schön fürs Auge, gut für Insekten – Pflanzen für jeden Geschmack
Tipp 4 – Insektenhotel und Sandarium
Der Bau eines Insektenhotels für den Garten oder Balkon ist ein tolles Familienprojekt. Dabei bietet er Freiraum für künstlerische Gestaltung und die Möglichkeit, seine krabbelnden und fliegenden Bewohner*innen besser kennenzulernen.
Geeignete Materialien, die Insekten gut zum Überwintern oder zum Nisten dienen, sind:
- Schilf- oder Bambusstäbe
- Spezielle Tonziegel
- Hartholz
- Pappröhrchen
- Bienenbrettchen
Das fertige Insektenhotel sollte möglichst in der Nähe von Blühpflanzen platziert werden, sodass die Tiere nicht lange nach einer Nahrungsquelle suchen müssen. Hängend oder höher gelagert, sonnig, trocken und windstill werden sich dort eine Vielzahl von Insekten willkommen fühlen.
Bauanleitungen für ein Insektenhotel bieten der Landesverbund für Vogelschutz Bayern (LBV) und der NABU:
Insektenhotel selber bauen: Das Hotel zur Wilden Biene – Wie Sie ein Insektenhotel bauen (lbv.de)
Insekten-Nisthilfen selbst anfertigen: Anleitungen für verschiedene Insektenhotels (nabu.de)
Achtung! Wollen Sie gezielt Wildbienen helfen, dann nutzen Insektenhotels – je nach verwendeten Materialien – nicht allen Arten. 75 Prozent unserer Wildbienenarten nisten im Boden. Sie freuen sich daher über offene Bodenflächen oder ein Sandarium – einen Sandkasten für Wildbienen.
Was Wildbienen genau brauchen und wie man so einen Sandkasten für Bienen selbst bauen kann, ist zum Beispiel hier beschrieben:
Beliebter Matsch! Mit Lehm und Sand Nachwuchs fördern (nabu.de)
Sandarium – Wir bauen einen „Wildbienen-Sandkasten“ (wildbienenwelt.de)
Tipp 5 – Totholz, Laub- und Steinhaufen
Viele Tiere siedeln sich gerne in Totholz und Laub an. Darüber hinaus finden sie dort Nahrung und Nistmöglichkeiten. Ein verrottender Baumstamm, eine Totholzhecke sowie Laubhaufen entpuppen sich als wahre Oasen für Bienen, Wespen, Käfer, Vögel, Amphibien, Igel oder Spitzmäuse. Insbesondere die letzten beiden sind in der kalten Jahreszeit dankbar, wenn sie in einem Laubhaufen überwintern können.
Eine Totholzhecke ist nichts weiter als locker übereinander gelegte Äste und Zweige, die durch Pfähle oder Stämme eine gewisse Stabilität erhalten. Möchte man sie etwas anschaulicher gestalten, können verschiedenste Pflanzen in die Hecke integriert werden. Eine natürliche Entwicklung zu einer festen Hecke wird sich mit der Zeit von ganz alleine ergeben, da Pflanzensamen durch ihre Bewohner*innen oder den Wind ihren Weg in die Hecke finden werden. Wie eine Totholzhecke angelegt werden kann und welche Pflanzen sich zur Gestaltung eigenen, erklärt der NABU auf seiner Webseite:
Aus Totholz wird neues Leben: Haufen oder Hecken aus Baum- und Strauchschnitt (nabu.de)
Benjeshecke, Totholzhecke (mein-schoener-garten.de)
Wenn andere Krabbeltiere, Eidechsen, Kröten, Schnecken, Wildbienen oder Schmetterlinge auf der Suche nach einer geeigneten Bleibe oder einem Rastplatz sind, bevorzugen sie Haufen aus großen Steinen in sonniger Lage. Einige nutzen die aufgewärmten Steine für ein Sonnenbad im Sommer, andere flüchten sich im Winter vor der Kälte dort hinein.
Auf der Mauer, auf der Lauer: Steinhaufen oder Trockenmauer anlegen (nabu.de)
Tipp 6 – Nistkästen
Bäume im Garten bieten einen geeigneten Platz, um Nistkästen aufzuhängen. Es gibt jedoch nicht den EINEN Nistkasten, sondern je nach Vogelart unterscheiden sich die Ansprüche für geeignete Brutplätze. Am besten schafft man sich zuerst einmal einen Überblick, welche Arten am häufigsten den heimischen Garten anfliegen, bevor ein geeigneter Nistkasten ausgesucht wird.
Beim Aufhängen sollte darauf geachtet werden, dass der Kasten in Richtung Südosten oder Osten ausgerichtet ist, damit es weder ungemütlich nass noch unerträglich heiß in der Brutstätte wird. Manche Nistkästen, wie Halbhöhlen für Hausrotschwänze oder Bachstelzen, hängt man besser an Hauswände, Balkone oder Schuppen. Dort sind sie mit ihren großen Eingängen schwerer für Katzen, Marder und andere Raubfeinde zu erreichen.
Aus zwei Gründen sollten Nistkästen entweder im Spätsommer oder gegen Ende des Winters gereinigt werden:
- Das alte, verlassene Nest entsorgen die Tiere nicht selbst. Stattdessen bauen die nächsten Bewohner ihre neue Brutstätte einfach oben drauf. Dadurch befindet sich die nächste Brut immer näher am Einflugloch und erleichtert die Jagd für Fressfeinde.
- Neben Schmutz befinden sich immer auch Parasiten und Krankheitserreger in den Nistkästen, die die Brut im kommenden Jahr gefährden können.
Weitere Informationen zu den verschiedenen Nistkastentypen sowie der Reinigung sind hier zusammengefasst:
Tipp 7 – Streuobstbäume
Hohe Artenvielfalt und frisches Obst im heimischen Garten – Streuobstbäume machen es möglich. Sie bieten vielen verschiedenen Tieren Lebensraum und Nahrungsquelle. Unterschiedliche Vogelarten, Fledermäuse, Siebenschläfer und Hornissen suchen gerne Unterschlupf zwischen den Blättern oder im Stamm.
Ist der eigene Garten extrem feucht oder trocken, sollten dort keine Obstbäume gepflanzt werden. Alles dazwischen, wie beispielsweise lehmiger oder leicht sandiger Untergrund, eignet sich sehr gut für den Anbau.
Welche Bäume pflanzt man am besten an? Alte Sorten von beispielsweise Äpfeln, Birnen, Kirschen oder Pflaumen eignen sich hervorragend. Auf unserer Streuobstwiese stehen:
Apfelbäume (Malus)
"Berlepsch", "Boskoop", "Goldparmäne", "Kaiser Wilhelm", "Jakob Lebel", "Rote Sternrenette"
Birnbäume (Pyrus communis)
"Gellerts Butterbirne", "Gute Graue"
Zwetsche/Pflaume (Prunus domestica)
"Hauszwetsche", "Mirabelle von Nancy"
Kirschen (Prunus avium)
"Schneiders Späte Knorpelkirsche", "Büttners Rote Knorpelkirsche"
Bei Streuobstbäumen ist es wichtig, sich zu informieren, wann die gepflanzten Sorten geerntet werden müssen und wie die Bäume zu schneiden sind. Andernfalls altern sie sehr schnell. Hierbei ist zu bedenken, dass die Pflege viel Zeit beansprucht. Beispielweise ist in den ersten drei Jahren eine regelmäßige Bewässerung bei extremer Trockenheit nötig.
Weiterführende Informationen zum Baumschnitt und dem optimalen Standort für die verschiedenen Sorten finden Sie hier:
Erziehung muss sein: Der richtige Schnitt von Obstbäumen auf der Streuobstwiese (nabu.de)