Ehemalige Abteilungen und Direktoren des MPI für biophysikalische Chemie

Ehemalige Abteilungen und Direktoren des MPI für biophysikalische Chemie

Manfred Eigen († 2019)

Biochemische Kinetik (1971-1995)

Manfred Eigen gehört zu den vielseitigsten deutschen Wissenschaftlern. Nach seinen bahnbrechenden Arbeiten zu ultraschnellen Reaktionen, für die er 1967 mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt wurde, wandte er sich der Biochemie zu und beschäftigte sich mit Fragen zur Evolution. Seine Theorien zur Selbstorganisation komplexer Moleküle und seine Entwicklung von „Evolutionsmaschinen“, mit der er diese Theorien in die Praxis umsetzte, begründeten einen neuen Zweig der deutschen Biotechnologie-Branche – die evolutive Biotechnologie.

Manfred Eigen studierte Physik und Chemie an der Universität Göttingen. Nach seiner Promotion in Physik bei Arnold Eucken und einer zweijährigen Forschungstätigkeit am Institut für Physikalische Chemie der Universität Göttingen wechselte er 1953 an das MPI für physikalische Chemie. Dort wurde Manfred Eigen 1958 zum Direktor berufen und leitete die Abteilung Chemische Kinetik. Auf seine Initiative ging aus diesem Institut 1971 das heutige MPI für biophysikalische Chemie hervor. Die Vision von Manfred Eigen war es, am neu gegründeten Institut komplexe Lebensvorgänge mit biologischen, chemischen und physikalischen Methoden zu erforschen. Eine Vision, die den Erfolg des Institutsmaßgeblich mitbestimmt hat und die in den Abteilungen und Forschungsgruppen auch heute noch trägt.


Otto D. Creutzfeldt († 1992)

Neurobiologie (1971-1992)

Otto Creutzfeldt lieferte grundlegende Arbeiten zum Krankheitsbild der Epilepsie und zum Verständnis der Hirnrinde beim Sehen und Sprechen. Darüber hinaus trug er mithilfe intrazellulärer Ableitungen von kortikalen Neuronen wichtige Erkenntnisse zu den neurophysiologischen Grundlagen des EEGs und zur Funktion des Sehsystems bei. Er hat eine Reihe bedeutender Neurobiologen ausgebildet, darunter den späteren Nobelpreisträger Bert Sakmann und die Max-Planck-Direktoren Wolf Singer und Heinz Wässle.

Otto Creutzfeldt studierte Medizin in Freiburg und promovierte über ein Thema aus dem Gebiet der Neurophysiologie. 1962 wurde er Mitarbeiter am MPI für Psychiatrie in München, ab 1965 leitete dort die Abteilung Neurophysiologie. Im Jahr 1971 wechselte er an das MPI für biophysikalische Chemie, wo er bis zu seinem Tod 1992 die Abteilung Neurobiologie leitete.


Leo De Maeyer († 2014) 

Experimentelle Methoden (1971-1995)

Bereits kurz nach seiner Promotion kam der gebürtige Belgier Leo De Maeyer 1954 in die Arbeitsgruppe von Manfred Eigen am MPI für physikalische Chemie. Dort trug er wesentlich zur Weiterentwicklung der sogenannten Relaxationsmethoden bei. Leo De Maeyers experimentelle Techniken haben in vielen Bereichen der Biologie, Chemie und Physik breite Anwendung gefunden.Neben den Relaxationsverfahren forschte er unter anderem an der Kinetik chemischer Prozesse und zu elektronischer Datenverarbeitung und Prozesssteuerung. 
Im Jahr 1965 wurde er zum Wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft ernannt und als Direktor an das MPI für physikalische Chemie berufen. An der Überführung dieses Instituts in das 1971 neu gegründete MPI für biophysikalische Chemie hatte er großen Anteil. Hier leitete De Maeyer bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1995 die Abteilung Experimentelle Methoden.


Thomas Jovin

Molekularbiologie (1971-2007) – Kontakt

Zwei Forschungsbereiche stehen im Mittelpunkt von Thomas Jovins Interesse: die Aktivierung von normalen oder tumorkranken Zellen mit Wachstums- und anderen externen Faktoren sowie die molekularen Mechanismen von Parkinson. Thomas Jovins Arbeitsgruppe setzt eine Reihe molekularbiologischer, zellbiologischer und biophysikalischer Methoden ein, um die Ursachen und mögliche Präventivmaßnahmen der Toxizität von sogenannten Amyloid-Aggregaten in Nervenzellen des Gehirns zu finden.

Thomas Jovin studierte Biologie am California Institute of Technology (USA) und promovierte 1964 in Medizin an der Johns Hopkins University (USA). Seit 1969 ist er Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und war von 1971 bis 2007 Direktor am MPI für biophysikalische Chemie. Seither ist er Emeritus-Gruppenleiter des Labors für Zelluläre Dynamik und kooperiert eng mit der Forschungsgruppe Zelluläre Dynamik von Donna Arndt-Jovin am Institut. Er ist außerdem Honorarprofessor an der Universität Buenos Aires (Argentinien).


Manfred Kahlweit († 2012)

Kinetik der Phasenbildung (1971-1996)

Manfred Kahlweits Forschung über Kristallwachstum, Phasendiagramme komplexer Systeme und Mikroemulsionen lieferte wichtige Erkenntnisse für die Anwendung physiko-chemischer Methoden und trug dazu bei, grundlegende Mechanismen biologischer Prozesse besser zu verstehen. Als Mitglied des Gründungssenats der Universität Bremen und als Kommissarischer Leiter während der Gründungsphase des MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam trug er wesentlich zur Entwicklung der Wissenschaftslandschaft in Deutschland bei.

Nach seinem Studium an der Universität Göttingen fertigte der Physiker seine Diplomarbeit und Dissertation am MPI für physikalische Chemie an. 1963 wurde er zum Wissenschaftlichen Mitglied des Instituts berufen. Den Aufbau des 1971 neu gegründeten MPI für biophysikalische Chemie hat Manfred Kahlweit maßgeblich begleitet. Dort leitete er von 1971 bis 1996 die Abteilung Kinetik der Phasenbildung.


Hans Kuhn († 2012)

Molekularer Systemaufbau (1971-1984)

Hans Kuhn beschäftigte sich mit der Chemie von Grenzflächen. Des Weiteren erforschte er die Selbstorganisation molekularer Systeme. So konstruierte er supramolekulare Maschinen und untersuchte die physikalisch-chemischen Bedingungen für die Entstehung des Lebens. Seine Arbeiten trugen zum Verständnis von Photosynthese-Mechanismen, Protonenpumpen und ATP-Synthasen bei.

Nach seinem Chemie-Studium an der ETH Zürich (Schweiz) promovierte der gebürtige Schweizer Hans Kuhn an der Universität Basel (Schweiz). Nach Forschungsaufenthalten bei Linus Pauling am California Institute of Technology (USA) und bei Niels Bohr in Kopenhagen (Dänemark) berief ihn die Universität Basel 1951 zum Professor. 1953 wechselte er als Direktor des Instituts für Physikalische Chemie an die Universität Marburg. Von 1971 bis 1985 leitete er die Abteilung Molekularer Systemaufbau am MPI für biophysikalische Chemie. Einer seiner Assistenten war Erwin Neher.


Fritz Peter Schäfer († 2011)

Laserphysik (1971-1994)

Fritz Peter Schäfer nutzte spektroskopische Verfahren, um insbesondere die stimulierte Emission und Mehrquantenprozesse chemischer Verbindungen zu untersuchen. Außerdem beschäftigte er sich mit der Entwicklung von Lasern. So entwickelte er unter anderem den Farbstofflaser (zeitgleich mit Peter Sorokin), der auf einem breiten Spektralband einsatzfähig war. Später forschte er über Röntgenlaser. Er war neben Jürgen Troe und Dirk Basting einer der drei Gründer des Laser-Laboratoriums Göttingen e.V. (LLG).

Nach seinem Studium an der Universität Marburg promovierte der Physiker Fritz Peter Schäfer 1960 bei Hans Kuhn am Institut für Physikalische Chemie der Universität Marburg. 1969 wurde er zum Professor an diesem Institut berufen. 1971 wechselte er als Direktor an das neugegründete MPI für biophysikalische Chemie und baute dort die Abteilung Laserphysik auf, die er bis zu seiner Emeritierung 1994 leitete.


Hans Strehlow († 2012) 

Elektrochemie und Reaktionskinetik (1971-1984)

Nachdem Hans Strehlow sich in früheren Arbeiten hauptsächlich mit Themen der Elektrochemie beschäftigt hatte, interessierten ihn später vor allem reaktionskinetische Fragestellungen zu elementaren Prozessen in Lösungen. Auf seine Forschungen gehen wichtige Erkenntnisse über die Kinetik von Ionenreaktionen in wässrigen Lösungen und Lösungsmittelgemischen zurück.

Nach dem Studium der Chemie in Bonn und München und anschließender Promotion wechselte Hans Strehlow 1950 nach Göttingen an das MPI für physikalische Chemie, wo er zunächst bei Karl Friedrich Bonhoeffer forschte. Die Max-Planck-Gesellschaft berief ihn 1958 zum Wissenschaftlichen Mitglied, 1966 ernannte ihn das MPI für physikalische Chemie zum Direktor. Nach Überführung dieses Instituts in das MPI für biophysikalische Chemie 1971 war er dort einer der Gründungsdirektoren. Bis zum Jahr 1984 leitete er die Abteilung Elektrochemie und Reaktionskinetik. Einer seiner Doktoranden war Jens Frahm, heute Leiter der Biomedizinischen NMR am Institut.


Albert Weller († 1996)

Spektroskopie (1971-1990)

In seiner Forschung beschäftigte sich Albert Weller mit den physikalisch-chemischen Grundlagen der Photochemie und arbeitete unter anderem an der molekularen Absorptions- und Emissionsspektroskopie von Kristallen, Lösungen und Dämpfen sowie mit Elektronenspin-Resonanzspektroskopie. Des Weiteren machte er wegweisende kinetische, thermodynamische und spektroskopische Untersuchungen elektronisch angeregter Moleküle.

Nach seiner Promotion in Tübingen forschte Albert Weller als Assistent bei dem Elektrochemiker Theodor Förster in Göttingen und Stuttgart. 1965 wurde er als Professor an das MPI für Spektroskopie in Göttingen berufen und war seit 1971 bis zu seiner Emeritierung 1991 Direktor am damals neugegründeten MPI für biophysikalische Chemie. 


Victor P. Whittaker († 2016)

Neurochemie (1973-1987)

Der Engländer Victor P. Whittaker hat grundlegend zur Erforschung von neuronalen Synapsen beigetragen. Er isolierte als erster sogenannte Synaptosome, die neue Möglichkeiten boten, die synaptische Signalübertragung zu untersuchen. Mit seiner Forschung konnte er auch nachweisen, dass synaptische Vesikel Neurotransmitter enthalten. Victor P. Whittaker hat eine Reihe von erfolgreichen Neurobiologen ausgebildet, darunter den späteren Nobelpreisträger Thomas C. Südhof, der seine Doktorarbeit am MPI für biophysikalische Chemie anfertigte.

Victor P. Whittaker studierte Chemie und Biochemie in Oxford (England), wo er 1945 auch promovierte. Von 1951 bis 1955 war er Assistenzprofessor an der University of Cincinnati (USA). Nach mehreren Jahren im englischen Cambridge und als Gastprofessor in New York (USA) wurde er 1973 als Direktor an das MPI für biophysikalische Chemie berufen. Nach seiner Emeritierung 1987 blieb er zunächst am Institut wissenschaftlich aktiv, bevor er über einen Aufenthalt an der Universität Mainz nach Cambridge zurückkehrte.


Klaus Weber († 2016)

Biochemie und Zellbiologie (1975-2004) – Kontakt (zu Mary Osborn)

Klaus Webers Forschungsarbeit konzentrierte sich auf das Zytoskelett und die biochemische Anatomie von Aktin-enthaltenden Strukturen, wie Stressfasern und Microvilli, auf Mikrotubuli und Intermediärfilamente. Er war Wegbereiter der Immunfluoreszenzmikroskopie und nutzte diese, um die Anordnung unterschiedlichster Strukturen in Zellen und Geweben sichtbar zu machen. Mithilfe der Proteinchemie konnten sechs verschiedene Aktine sowie fünf Typen von Zytoplasmischen Intermediärfilament-Proteinen bestimmt werden. Die Entwicklung monoklonaler Antikörper gegen jeden Intermediärfilament-Typ lieferte Reagenzien, die genutzt werden, um Tumorarten beim Menschen zu bestimmen. Sein Labor war auch an der Entwicklung der RNAi-Technologie beteiligt.

Klaus Weber erhielt seinen Doktortitel in Chemie 1964 von der Universität Freiburg. Danach wirkte er 10 Jahre an der Harvard University (USA), zunächst als Postdoktorand und anschließend als Assistenz-, Außerordentlicher und schließlich Ordentlicher Professor. Von 1975 bis zu seiner Emeritierung 2004 war er Direktor am MPI für biophysikalische Chemie und leitete dort die Abteilung Biochemie und Zellbiologie. 1987 erhielt er eine Honorarprofessur an der Universität Göttingen. Er spielte eine zentrale Rolle bei dem wissenschaftlichen Richtungswechsel, der am Institut stattfand und dessen Schwerpunkt nun nicht nur biophysikalische Chemie, sondern auch Molekular-, Zell- und Entwicklungsbiologie umfasst.


Erwin Neher

Membranbiophysik (1983-2011) – Kontakt

Erwin Neher erforscht die Mechanismen der Freisetzung von Neurotransmittern und der synaptischen Kurzzeitplastizität Außerdem steht die Rolle von Calcium-Ionen bei der Signalübertragung im Fokus seines Interesses. Diese Arbeiten führt er im Rahmen einer Emeritusgruppe weiter fort. 

Erwin Neher studierte Physik in München und Madison (USA) und promovierte 1970 an der TU München. Anschließend kam er als Wissenschaftlicher Assistent an das MPI für biophysikalische Chemie. In den Jahren 1975/76 verbrachte er einen Forschungsaufenthalt an der Yale University (USA) und habilitierte sich 1981 an der Universität Göttingen. Von 1983 bis zu seiner Emeritierung 2011 leitete er die Abteilung Membranbiophysik am MPI für biophysikalische Chemie, die er seither als Emeritusgruppe weiterführt. 1991 erhielt Erwin Neher gemeinsam mit Bert Sakmann den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für seine bahnbrechenden Erkenntnisse zur Funktion einzelner Ionenkanäle in der Zellmembran.


Bert Sakmann

Zellphysiologie (1985-1988) – Kontakt

Mit seiner Emeritusgruppe am MPI für Neurobiologie studiert Bert Sakmann die funktionelle Anatomie von Schaltkreisen der Großhirnrinde und arbeitet daran, eine kortikale Säule am Computer zu rekonstruieren. Nach einem Medizinstudium in Tübingen, Freiburg, Berlin, Paris und München arbeitete Bert Sakmann ab 1968 zunächst als Wissenschaftlicher Assistent bei Otto Creutzfeldt am MPI für Psychiatrie in München. 1971 ging er vorübergehend an das University College London und promovierte 1974 an der Universität Göttingen. Anschließend forschte er erneut bei Otto Creutzfeldt, inzwischen am MPI für biophysikalische Chemie. Nach seiner Habilitation 1982 wurde Bert Sakmann 1985 zum Direktor des Instituts berufen und leitete die Abteilung Zellphysiologie. 1988 wechselte er an das MPI für medizinische Forschung in Heidelberg und wurde 1991 zum Professor an der Universität Heidelberg ernannt. Im selben Jahr wurde Bert Sakmann gemeinsam mit Erwin Neher der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin verliehen, für seine bahnbrechenden Erkenntnisse zur Funktion einzelner Ionenkanäle in der Zellmembran. Bert Sakmann wurde 2008 emeritiert.


Dieter Gallwitz

Molekulare Genetik (1986-2004)

Die Forschungsarbeiten von Dieter Gallwitz lieferten grundlegende Erkenntnisse auf den Gebieten der Histonbiosynthese und -modifikationen, des RNA-Spleißens und des Proteintransports zwischen den verschiedenen Zellkompartimenten. Ein besonderer Fokus seiner Arbeit galt den von ihm entdeckten sogenannten Ypt/Rab-GTPasen, die eine zentrale Funktion im Vesikelverkehr bei der Exo- und Endozytose innehaben.

Dieter Gallwitz promovierte nach seinem Medizinstudium 1964 an der Universität Frankfurt am Main. Anschließend arbeitete er zunächst bis 1967 als Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Marburg. Nach zwei Jahren an der University of Wisconsin in Madison (USA) kehrte er 1969 nach Marburg zurück, wo er nach seiner Habilitation im Jahre 1971 eine Professur für Physiologische Chemie erhielt. 1977 arbeitete er als Gastprofessor an der University of California in San Francisco (USA) und 1995 als Foreign Scholar an der UC San Diego (USA). Das MPI für biophysikalische Chemie berief ihn 1986 zum Direktor, wo er die Abteilung Molekulare Genetik bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2004 leitete. Seit 1990 war er Honorarprofessor der Universität Göttingen.


Peter Gruss

Molekulare Zellbiologie (1986-2014)

Peter Gruss legte seinen Forschungsschwerpunkt auf die Genregulation und analysierte die Prozesse, die genetische Programme bei Tumorviren und in der Embryonalentwicklung kontrollieren. Bei Mäusen identifizierte er die sogenannten Pax-Gene, die die Entwicklung verschiedener Organe steuern. Weiterhin trug er wesentlich dazu bei, die Entstehung der Insulin-produzierenden Langerhansschen Zellen in der Bauchspeicheldrüse zu verstehen.

Peter Gruss studierte Biologie an der TH Darmstadt. Nach seinem Diplom 1973 promovierte er 1977 am DKFZ in Heidelberg, wo er anschließend als wissenschaftlicher Assistent tätig war. Nach vier Jahren an den National Institutes of Health in Bethesda (USA) erhielt er 1982 eine Professur am Institut für Mikrobiologie in Heidelberg. Seit 1986 bis zu seiner Emeritierung 2014 war er Direktor am MPI für biophysikalische Chemie und Leiter der Abteilung Molekulare Zellbiologie. Seit 1990 war er zudem Honorarprofessor an der Universität Göttingen. Von 2002 bis 2014 war er Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.


Jürgen Troe

Spektroskopie und Photochemische Kinetik (1990-2008) – Kontakt

Forschungsgebiete von Jürgen Troe sind die Reaktionskinetik und die Untersuchung der Reaktionen von Molekülionen in Plasmen. Auf Basis ihrer Ergebnisse entwickeln Jürgen Troe und seine Mitarbeiter theoretische Modelle, die in vielen Gebieten von Nutzen sind: von der Astro- und Atmosphärenchemie über die Plasma- und Photochemie bis hin zur Verbrennungschemie. Jürgen Troe promovierte an der Universität Göttingen in physikalischer Chemie. Im Jahr 1971 wurde er als ordentlicher Professor an die École Polytechnique Fédérale in Lausanne (Schweiz) berufen. 1975 kehrte er als Direktor an das Institut für Physikalische Chemie der Universität Göttingen zurück. Von 1990 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2008 war Jürgen Troe zudem Direktor am MPI für biophysikalische Chemie und leitete dort die Abteilung Spektroskopie und Photochemische Kinetik. Mit der gleichnamigen Emeritusgruppe führt er seine Arbeiten am Institut seitdem fort. Darüber hinaus hat Jürgen Troe eine Niedersachsenprofessur an der Universität Göttingen inne. Jürgen Troe ist einer der drei Gründer des Laser-Laboratoriums Göttingen e.V. (LLG).


Herbert Jäckle

Molekulare Entwicklungsbiologie (1991-2017) – Kontakt

Herbert Jäckle hat mit seiner Forschung wegweisende Einblicke in die frühe Entwicklung der Fruchtfliege Drosophila melanogaster erlangt. Seine Arbeit trug insbesondere zum Verständnis darüber bei, wie diese Entwicklung molekular reguliert wird und wie die Fliege ihren Energiestoffwechsel im Gleichgewicht hält. Zusammen mit seinen Mitarbeitern identifizierte er wichtige Gene und molekulare Mechanismen, die auch beim Menschen die Bildung von Organen und den Energiestoffwechsel kontrollieren.

Nach dem Studium der Biologie und Chemie promovierte Herbert Jäckle 1977 an der Universität Freiburg. Im Anschluss forschte er an der University of Texas in Austin (USA), am European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg und am MPI für Entwicklungsbiologie in Tübingen. 1987 wurde er Ordinarius für Genetik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, bevor er 1991 als Direktor an das MPI für biophysikalische Chemie berufen wurde. Hier leitete er bis 2017 die Abteilung Molekulare Entwicklungsbiologie, die er nun als Emeritusgruppe weiterführt. Seit 1993 ist er zudem Honorarprofessor an der Universität Göttingen und war von 2002 bis 2014 einer der Vizepräsidenten der Max-Planck-Gesellschaft.


Reinhard Jahn

Neurobiologie (1997-2018) – Kontakt

Im Fokus von Reinhard Jahns Forschung steht die Fusion biologischer Membranen. Insbesondere untersucht er die Beladung von Vesikeln mit Neurotransmittern und deren Fusion mit der Außenmembran von Nervenzellen bei der synaptischen Signalübertragung. Reinhard Jahn war maßgeblich daran beteiligt, das Protein Synaptotagmin als Sensor des Calcium-Signals zu identifizieren, das die Freisetzung der Neurotransmitter auslöst. Außerdem bewies der Neurobiologe, dass die sogenannten SNARE-Proteine bei der Membranfusion eine entscheidende Rolle spielen. So konnte er zeigen, dass Nervengifte wie Botulinum und Tetanustoxine SNARE-Proteine abbauen und damit die synaptische Signalübertragung blockieren. Er ermittelte die dreidimensionale Struktur des SNARE-Komplexes und entwickelte ein noch heute gültiges Modell des Fusions-Mechanismus. Außerdem erarbeitete er das erste quantitative Molekularmodell eines Transportvesikels.

Reinhard Jahn studierte Biologie und Chemie an den Universitäten Freiburg und Göttingen und promovierte auch in Göttingen. Nach Stationen an den US-amerikanischen Universitäten Yale und Rockefeller sowie am Münchener MPI für Psychiatrie (heute: Neurobiologie) wurde er von der Yale University 1991 zum Professor berufen. 1997 wechselte er als Direktor an das MPI für biophysikalische Chemie, wo er bis zu seiner Emeritierung 2018 die Abteilung Neurobiologie leitete. Seither führt er seine Arbeiten mit seiner Emeritusgruppe Labor für Neurobiologie fort. Reinhard Jahn ist seit 2001 Honorarprofessor an der Universität Göttingen und war von Dezember 2019 bis Ende 2020 zudem ihr Präsident. 


Reinhard Lührmann

Zelluläre Biochemie (1999 - 2019) – Kontakt

Ein wesentliches Ziel der Forschung von Reinhard Lührmann liegt darin, die Funktionsweise und Struktur der Spleißmaschinerie zu verstehen. Dabei steht zum einen die Frage im Vordergrund, wie die Strukturumwandlungen des Spleißosoms während seines Arbeitszyklus vonstattengehen und wie sie reguliert werden. Zum anderen will er die Frage klären, wie das katalytische Zentrum des Spleißosoms aufgebaut ist: Besteht es wie bei einem Ribozym nur aus RNA-Bestandteilen, oder agiert es eher wie ein RNP Enzym, in dem RNA und Proteine gleichermaßen zur Katalyse beitragen? Um diese Fragen beantworten zu können, verwendet er einen integrierten experimentellen Ansatz, der ein breites methodisches Spektrum umfasst.

Reinhard Lührmann promovierte 1975 an der Universität Münster in Chemie. Von 1981 bis 1988 leitete er eine Arbeitsgruppe am Otto-Warburg-Laboratorium des Berliner MPI für molekulare Genetik. 1982 habilitierte er sich an der Freien Universität Berlin in Molekularbiologie und Biochemie. 1988 übernahm er eine Professur für physiologische Chemie und molekulare Biologie an der Universität Marburg. Von 1999 bis zu seiner Emeritierung leitete er am MPI für biophysikalische Chemie die Abteilung Zelluläre Biochemie. Seine Forschung setzt er seitdem mit einer Emeritusgruppe fort. Reinhard Lührmann erhielt zahlreiche Preise, unter anderem den Max- Planck-Forschungspreis (1990), den Leibniz-Preis (1996), den Feldberg- Preis (2002), den Ernst Jung-Preis für Medizin (2003), den Cozzarelli-Preis (2006) und den Lifetime Achievement Award der RNA Society (2014). Er ist Honorarprofessor an der Universität Göttingen.


Gregor Eichele

Gene und Verhalten (2006-2021) – Kontakt

Die Forschung von Gregor Eichele konzentriert sich auf zwei Kernbereiche: die molekulare Kontrolle zirkadianer Rhythmen sowie die genetische Steuerung der Embryonalentwicklung des Gehirns. In beiden Fällen will seine Emeritusgruppe herausfinden, wie eine raumzeitliche Regulation bestimmter Gene und Genfamilien Physiologie und Entwicklung auf molekularer Ebene orchestrieren.

Gregor Eichele promovierte 1980 an der Universität Basel (Schweiz). Im Anschluss arbeitete er von 1981 bis 1984 als Postdoktorand an der University of California, San Francisco (USA). Von 1985 bis 1990 war er Mitglied der Fakultät der Harvard University School of Medicine, Boston (USA) und forschte von 1991 bis 1998 als Alvin Romansky- Professor am Baylor College of Medicine, Houston (USA). Er war von 1997 bis 2006 Direktor am Max-Planck-Institut für experimentelle Endokrinologie. 2006 wurde er als Direktor an das Max-Planck- Institut für biophysikalische Chemie berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung die Abteilung Gene und Verhalten leitet. Seine Forschung führt er im Rahmen seiner Emeritusgruppe Rhythmen – Schlagende Zilien und tickende Uhren an unserem Institut und am MPI für Dynamik und Selbstorganisation weiter fort. Für seine Forschung erhielt Gregor Eichele viele Auszeichnungen, darunter den Friedrich-Miescher-Preis, den McKnight Neuroscience Development Award und den Innovation Award in Functional Genomics.

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