Elektrisierende Ausbildung

Eine Ausbildung zur / zum Elektroniker*in für Geräte und Systeme an einem wissenschaftlichen Institut? Am MPI-NAT ist dies neben acht weiteren Ausbildungsberufen in den Werkstätten, der Tierhaltung und in der Verwaltung möglich. In der Artikelserie „Ausbildung am MPI-NAT“ verraten wir Ihnen, was die Lehre in den unterschiedlichen Bereichen bei uns besonders macht.

Jannick Flottmann blickt auf die digitale Anzeigetafel an der Haltestelle – noch drei Minuten bis der nächste Bus kommt. Er setzt sich Kopfhörer auf, holt das Handy aus der Tasche und startet seine Playlist. Der Bus hält, die Türen öffnen sich automatisch, Flottmann steigt ein. Auf geht es zum Faßberg. Dort am MPI-NAT macht Flottmann seit 2021 eine Ausbildung als Elektroniker für Geräte und Systeme. Ob digitale Anzeigetafeln, Smartphones oder elektronische Türöffner: Flottmanns und unser aller Alltag ist voller Elektronik.

Das sind wir

Planen, entwickeln, konfigurieren, bauen und in Betrieb nehmen von Geräten, Systemen sowie Komponenten – das ist die Aufgabe der Elektroniker*innen für Geräte und Systeme an unserem Institut. „Wir kümmern uns beispielsweise um Beleuchtungsgeräte, Temperaturregelungen oder Messadapter“, erzählt Frank Meyer, Leiter der Elektronik-Werkstatt. „Wir prüfen und reparieren Labor- und Messgeräte, aber auch Laptops.“ Die Elektronik-Werkstatt mit sechs Festangestellten und sechs Auszubildenden bildet gemeinsam mit den Mitarbeitenden in der IT den IT- und Elektronik Service (ITES).

Was wir bieten

Bauteilkunde, Schaltungsberechnung, Arbeitsschutz, Gerätesicherheit, Programmieren und 3D-Modelle am Computer zeichnen stehen auf dem Ausbildungsplan von Flottmann, seinem Kollegen Dario Evic und den anderen Azubis. „Wir lernen handwerkliche Tätigkeiten wie Löten, Stecker und Gehäuse montieren oder Platinen bestücken“, erklärt Evic. Er weiß, dass hierbei Fehler suchen und Probleme lösen eine wichtige Rolle spielen. Flottmann ergänzt: „Zusätzlich verbessern wir unsere Englischkenntnisse in einem Sprachkurs am Institut.“ Dieser ist speziell auf den Ausbildungsberuf ausgerichtet. Dabei üben die Auszubildenden nicht nur die tägliche Konversation mit internationalen Mitarbeitenden, sondern lernen auch Fachbegriffe für englischsprachige Arbeitsmaterialien.

Darauf kommt es an

„Wissbegierig, kreativ und geduldig sollten potenzielle Auszubildende sein“, zählt Tim Kessling, Leiter der Ausbildung, auf. Technisches Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen und gute Englischkenntnisse seien ebenfalls von Vorteil. „Als Team zu funktionieren, ist uns in der Elektronik-Werkstatt sehr wichtig.“ Den Teamgeist fördern sie durch ihre Arbeitsweise, gemeinsame Besprechungen, aber auch Frühstücke, Weihnachtsfeiern und Betriebsausflüge mit dem ganzen ITES. Die Azubis spielen in den Pausen gerne mal Tischkicker oder Tischtennis.

Mit einem 15-minütigen Test zu mathematischen und physikalischen Grundkenntnissen startet das Bewerbungsverfahren für die Ausbildungsplätze – ein Gespräch sowie eine Führung durch die Werkstatt folgen. „Unseren Schwerpunkt legen wir auf das Gespräch. Dort besprechen wir den Test, da Fragen in der Aufregung auch mal falsch verstanden werden können. Es gibt also immer eine zweite Chance, um auf die richtige Antwort zu kommen“, sagt Meyer.

Neben Kessling und Meyer gehören Julian Janssen und Sigbert Heine zum Ausbilderteam. Alle haben am Institut gelernt und möchten ihr Wissen an die nächsten Generationen weitergeben. Meyer und Kessling prüfen darüber hinaus ehrenamtlich angehende Elektroniker*innen für die Industrie- und Handelskammer.

Was macht uns aus

Der Bedarf an aufwendigen und komplexen Elektrogeräten am MPI-NAT ist hoch. Diese seien häufig nicht im Handel zu erwerben – „Da kommen wir ins Spiel“, verrät Meyer. „Jedes Gerät ist anders und bei jedem neuen Auftrag müssen wir uns einlesen und Ideen entwickeln: Das erweitert unseren Horizont.“ Die Kollegen fertigen meist einzelne Geräte oder kleine Serien an. Somit ist die Gerätevielfalt am MPI-NAT größer, breiter und außergewöhnlicher als in einem Industriebetrieb. Evic gefällt das: „Wir als Auszubildende haben viel davon: Wir lernen immer neue Systeme kennen.“

Auch das Arbeitsspektrum sei umfangreicher als in der Industrie, erzählt Flottmann. Im Vergleich zu einer Ausbildung dort baut das Team nicht nur zu­sammen oder repariert. Am MPI-NAT entwickeln die Elektroniker*innen eigenständig Geräte. In einem In­dustriebtrieb ist dies häufig den Ingenieur*innen vor­behalten. Darüber hinaus kümmern sie sich darum, die Arbeit vorzubereiten und Bauteile zu beschaffen.

„Jedes Gerät wird von Anfang bis Ende von uns betreut. Das beginnt mit der Planung und endet mit der Wartung. Davon profitieren die angehenden Elek­troniker*innen“, erzählt Kessling. Geräte von Mitarbei­tenden aus dem Institut vor Ort reparieren zu lassen, sei zudem häufig schneller und kostengünstiger. „So lernen die Azubis auch Großgeräte von namenhaften Herstellern kennen und erweitern ihre Fähigkeiten in diesem Bereich.“

Es lohnt sich

Von der Kaffeemaschine über die Spielekonsole bis hin zur Lichterkette: Evic und Flottmann finden in ih­rem Alltag nicht nur Komponenten, die Elektroni­ker*innen wie sie hergestellt haben, sondern werden mittlerweile auch von Familie und Bekannten für Reparaturen rege angefragt. Dabei kriegen sie regel­mäßig zu hören: „Es ist schon praktisch, einen Elekt­roniker zu kennen.“ (jp)

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