Auszeichnungen für herausragende Nachwuchsforschende

26. Juni 2023

Dmitriy Borodin und Constanze Depp vom Göttinger Max-Planck-Institut (MPI) für Multidisziplinäre Naturwissenschaften erhalten die Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) für exzellente Leistungen in ihren Dissertationen. Borodin wird zudem für die besondere Qualität seiner Forschung mit dem Otto Hahn Award geehrt, Depp erhält zusätzlich den Peter-Hans-Hofschneider-Preis. Die Forschungsgesellschaft vergab die Preise am 21. Juni im Rahmen ihrer Jahresversammlung in Göttingen.

Reaktionsgeschwindigkeiten auf Katalysatoren

Die wissenschaftliche Disziplin der Oberflächenchemie untersucht, wie Reaktionen an Oberflächen verschiedener Materialien ablaufen. Sie hilft uns beispielsweise zu verstehen wie Eisen rostet, wie Brennstoffzellen funktionieren oder wie giftige Abgase und Umweltgifte kontrolliert und eliminiert werden können. Bei Reaktionen, die durch Metalloberflächen katalysiert werden, läuft eine Vielzahl von chemischen Elementarprozessen ab. Deren Geschwindigkeit bestimmt, welche Reaktion ein Katalysator ermöglicht, wie schnell er diese umsetzt und welches Produkt schlussendlich bei der Reaktion entsteht. Viele verschiedene theoretische Modelle sagen die Geschwindigkeiten von Reaktionen unter verschiedenen Bedingungen vorher. Jedoch existieren nur wenige experimentelle Methoden, die diese Vorhersagen überprüfen können.

Dmitriy Borodin widmete seine Doktorarbeit eben dieser Leerstelle: Er entwickelte experimentelle Techniken und Modelle, die es ermöglichen, die Reaktionsgeschwindigkeiten an Oberflächen mit höchster Präzision zu untersuchen. Relevant sind die Ergebnisse vor allem für die industrielle Katalyse, die Abgaskontrolle und die Elektrochemie.

Borodin studierte Chemie an der Universität Göttingen und verbrachte einen Forschungsaufenthalt am Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum in Stuttgart. Seine Promotion in der Abteilung Dynamik an Oberflächen bei Alec M. Wodtke am MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften schloss er 2021 ab. Derzeit arbeitet Borodin als Postdoktorand am Center for Quantum Nanoscience in Seoul (Südkorea). Mit dem Otto Hahn Award kann der Chemiker eine eigene Forschungsgruppe an einem MPI seiner Wahl aufbauen. Besonders erfreulich für das Göttinger MPI: Bereits zum zweiten Mal in Folge vergibt die MPG einen Otto Hahn Award an einen Nachwuchswissenschaftler, der in der Abteilung Dynamik an Oberflächen promoviert hat.

Alzheimer und Myelin

Es beginnt mit Gedächtnislücken und endet mit Hilflosigkeit und dem Verlust der eigenen Persönlichkeit: Alzheimer-Demenz. Kennzeichnend für die Krankheit ist die Anreicherung eines bestimmten Proteinfragments im Gehirn – dem Amyloid β (Aβ). Das Protein verklumpt und bildet sogenannte Amyloid-Plaques. Diese stehen im Verdacht, Nervenzellen zu schädigen. Der größte Risikofaktor für die Alzheimer-Demenz ist zunehmendes Alter. Unklar ist bisher jedoch, warum vor allem ältere Menschen anfällig für Aβ-Anreicherung im Gehirn werden.

Constanze Depp hat in ihrer Doktorarbeit erforscht, ob der Verlust von Myelin – der Isolierschicht um Nervenzellen im Gehirn – ein Risikofaktor für Alzheimer sein könnte. Mit dem Alter ändert Myelin seine Struktur und degeneriert. Depp konnte zeigen, dass sich durch defektes Myelin die Aβ-Ablagerung im Gehirn verstärkt. Diese Erkenntnisse können in der Zukunft als Grundlage für neue Therapieansätze zur Behandlung von Alzheimer genutzt werden.

Constanze Depp hat an der Universität Heidelberg Molecular Biosciences mit Schwerpunkt Neurowissenschaften studiert und verbrachte einen Forschungsaufenthalt an der University of Oxford (Großbritannien). 2021 schloss sie ihre Promotion in der Abteilung Neurogenetik von Klaus-Armin Nave am MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften ab. Mittlerweile forscht sie als Postdoktorandin am Broad Institute of MIT and Harvard (Cambridge, USA) und am Boston Children’s Hospital/Harvard Medical School (Boston, USA). Neben der Max-Planck-Medaille erhält Depp den Peter-Hans-Hofschneider-Preis, der herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der molekularen Medizin auszeichnet. (kf)

Über die Otto-Hahn-Preise

Seit 1978 zeichnet die MPG jährlich Nachwuchsforschende für außergewöhnliche wissenschaftliche Leistungen und herausragende Promotionen mit der Otto-Hahn-Medaille aus. Der Preis ist mit 7.500 € dotiert. An besonders herausragende Preisträger*innen vergibt die MPG zusätzlich den Otto Hahn Award und eröffnet ihnen so die Möglichkeit, im Anschluss an einen Auslandsaufenthalt die Leitung einer Forschungsgruppe an einem MPI ihrer Wahl zu übernehmen. Die Auszeichnung soll den Weg für eine längerfristige Wissenschaftskarriere in Deutschland ebnen.

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