Tierhaltung

Tierhaltung

Die meisten der bei uns in Versuchen eingesetzten Tiere stammen aus eigener Zucht, einige kommen auch von spezialisierten Züchter*innen. Ausgebildete, erfahrene Tierpfleger*innen sorgen gemeinsam mit vier Tierärztinnen, unseren Auszubildenden sowie unserem Servicepersonal für eine tierschutzgerechte Haltung, die die vielfältigen Bedürfnisse der jeweiligen Tierarten berücksichtigt. Die Haltungsbedingungen entsprechen den gesetzlichen Vorgaben und gehen zum Teil deutlich darüber hinaus. 

Unsere Mission ist es, ein optimales tierexperimentelles Forschungsumfeld mit einem breiten Spektrum an Tierarten – darunter große und kleine Säugetiere, Wirbeltiere und wirbellose Tiere sowie Süßwasser- und Meerestiermodelle – anzubieten. Unsere hochmodernen Einrichtungen, unsere engagierten Mitarbeitenden gewährleisten die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Tiere sowie zuverlässige Versuchsergebnisse. Dabei wenden wir das 3R-Prinzip (replace, reduce, refine) an und verpflichten uns darüber hinaus zu einem vierten R (responsibility), indem wir den Tierschutz fördern (culture of care). Unser Ziel ist es, mit unserem umfassenden Fachwissen und unseren Kenntnissen sowohl zu wissenschaftlichen Forschungsprojekten als auch zum Tierwohl beizutragen.

Wir bieten eine tierschutzgerechte Zucht und Haltung von Mäusen, Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen, Alpakas, Afrikanischen Krallenfröschen, Planarien, Seesternen, Quallen und Mücken, die allen tierexperimentell arbeitenden Gruppen offensteht. Ausgebildete, erfahrene und engagierte Tierpflegende, Labormitarbeitende sowie Fachtierärztinnen für Versuchstierkunde, für Tierschutzkunde und für Genetik versorgen und pflegen die Tiere. Darüber hinaus unterstützen wir tierexperimentell Forschende bei der Versuchsplanung, der Antragstellung und der Durchführung von Versuchsvorhaben. Unsere molekulargenetische Expertise kann zu jedem Zeitpunkt des Versuchsvorhabens genutzt werden. Desweiteren bieten wir verschiedene Reproduktionstechnologien an, um genetisches Material zu konservieren oder zu revitalisieren. Wissenschaftler*innen und technische Mitarbeitende ohne versuchstierkundliche Erfahrung können in einem GV-SOLAS zertifizierten tierexperimentellen Kurs die Befähigung zum Arbeiten mit Mäusen erlangen. Weitere speziesspezifische Einweisungen am Tier sind selbstverständlich möglich.

Wir arbeiten so, dass wir Forschende entweder von der Idee des Versuchsvorhabens über die Versuchsplanung und Tierzahlberechnung bis hin zur Zucht der Tiere und der Versuchsdurchführung beraten und begleiten, oder werden auf Wunsch nur bei einzelnen Schritten unterstützend tätig. Alle Personen, die mit Tieren arbeiten, weisen wir in die Tierhaltung und den tierschutzkonformen Umgang mit den Tieren ein, sodass sie ihre Versuche auch vor Ort durchführen können.


Unsere Mäuse

... halten wir in Kunststoff-Käfigen mit freiem Zugang zu Futter und Wasser. Rückzugsmöglichkeiten bieten ihnen kleine Verstecke in Iglu-Form. Nestbaumaterial aus Pappe und getrockneten Pflanzenfasern trägt zur Thermoregulation bei und ermöglicht den Muttertieren, ihre Jungtiere optimal zu pflegen. Fast alle unsere Mäuse haben mehr Platz zur Verfügung als gesetzlich vorgeschrieben ist. Die Tierpflegenden investieren viel Zeit und Engagement, um für jeden Stamm die optimale Umgebungsanreicherung („Enrichment“) zu entwickeln und immer wieder zu erweitern.

Beschäftigung für unsere Mäuse

Im Video zeigen wir verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten, die wir unseren Mäusen anbieten. So können sie arttypische Verhaltensweisen ausüben, was ihre Lebenqualität steigert und ihr Wohlbefinden erhöht.

Unsere Ratten

... sind in geräumigen Käfigen mit erhöhtem Gitterdeckel untergebracht, der den Tieren das arttypische Aufrichtverhalten ermöglicht. Auch hier wird viel mit Enrichment gearbeitet: Röhren bieten den Tieren Versteckmöglichkeiten, Papiertücher sorgen für Beschäftigung und dienen als Nestbau-Material.

Rat Tickling

Beim „Rat Tickling“ werden die Bewegungsabläufe des spezies-spezifischen Spielverhaltens der Ratten gezielt nachgeahmt. Dadurch wird nachweislich das Wohlbefinden der Tiere gesteigert und ein möglicher stressbedingter negativer Einfluss auf Versuchsergebnisse reduziert.

Unsere Meerschweinchen

... leben in Gruppen mit bis zu 6 Tieren in speziell angefertigten, großzügigen Käfigen, in denen sie ihr artspezifisches umfangreiches Laufverhalten ausleben können. Neben Nestbaumaterial und Versteckmöglichkeiten werden den Tieren Matten aus Hanf angeboten, mit denen sie Tunnelsysteme bauen können.


Unsere Kaninchen

... leben vorwiegend als Gruppe in Bodenhaltung auf Einstreu und Stroh. In jedem Raum sind ausreichend Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten vorhanden. Kleingruppen von bis zu vier Tieren werden bei Bedarf auch in geräumigen Käfigen gehalten, die durch das Entfernen von Trennwänden verbunden sind. Jedes Tier kann sich dadurch nach Bedürfnis auch zurückziehen. 


Unsere Alpaka-Herde

... lebt ganzjährig auf einem großen Freigelände mit Weideflächen, Sandkuhlen und Schotterbereichen. Der geräumige, helle Stall ist jederzeit zugänglich. Derzeit umfasst unsere Herde 23 Tiere. Sie sind von den Nikolausberger Waldwegen oder unserem Institutsgelände aus meist gut zu beobachten.

Nanobodies aus Alpakas

Alpakas haben besondere Antikörper, die sich zu Nanobodies verkleinern lassen. Diese könnten zukünftig die meistgenutzten Antikörper ersetzen und die Tierzahlen in der Antikörper-Produktion drastisch reduzieren.
 

Unsere Afrikanischen Krallenfrösche

…heißen auf Lateinisch Xenopus laevis und werden in langlebigen, stabilen Gruppen in einem Süßwasser-Aquariensystem, in dem die Tiere Versteckmöglichkeiten nutzen können, gehalten. Das Wasser ist im Salzgehalt und der Wassertemperatur den heimischen afrikanischen Tümpeln nachempfunden.


Unsere wirbellosen Versuchstiere: Planarien, Seesterne, Quallen und Mücken

Unsere Planarien gehören zu den Plattwürmern und leben aquatisch. Mehrere große Aquarienanlagen dienen der Haltung der etablierten Labor-Spezies Schmidtea mediterranea. Darüber hinaus halten wir viele weitere Planarienspezies aus allen Teilen der Erde in ihren gewohnten aquatischen Milieus, die sich teils stark voneinander unterscheiden. 

Unsere Seesterne (Patiria miniata) stammen aus dem Pazifik und sind daher Salzwasser-Aquaten. Sogenannte „lebende“ Steine, die mit Algen und Bakterien bewachsen sind, erzeugen Wasserstrudel und reichern die Becken an. Auch für die Seesterne, die mehrere Jahre bei uns leben, ist eine stabile Gruppenzusammensetzung sehr wichtig.  

Auch unsere Quallenart Clytia hemisphaerica, die im Mittelmeer beheimatet ist, lebt im Salzwasser, und zwar in speziellen Kreiselbecken. Als besonders charakteristische Fortpflanzungsart bilden sich die Quallen aus dem frühen Entwicklungsstadium, den Polypen. Sind sie groß genug, entsteht seitlich an den Polypen ein blasenartiges Gebilde – eine Miniqualle wächst heran, die sich schließlich vom Polypen ablöst und bis zu einer Größe von ca. 2 Zentimeter heranwächst.

Unsere neueste Spezies ist die einheimische Zuckmücke, Chironomus tentans. Die nicht stechenden, erwachsenen Mücken leben nur kurz und nur zum Zweck der Verpaarung. Aus den abgelegten Ei-Strängen entwickeln sich über mehrere Wochen in flachen Süßwasserschalen die Larven, die sich schließlich verpuppen und erneut in flugfähige Insekten verwandeln.

Für unsere aquatischen Tiere ist es wichtig, dass das jeweilige Wasser bestmöglich ihren heimischen Bedingungen entspricht. Für die Frösche sind dies die afrikanischen Tümpel, für die Seesterne ist es das Seewasser des pazifischen Ozeans. Die Wasserwerte (Härte, Salzgehalt, pH-Wert und Schadstoffe) werden konstant kontrolliert und durch gezielte Wasserwechsel in den gewünschten Bereichen gehalten oder angepasst. 


Qualitätsstandards und Kontrolle

Die hohen Qualitätsstandards in der Tierhaltung und in Tierversuchsprojekten werden von einer Tierschutzbeauftragten – einer erfahrenen Fachtierärztin für Versuchstierkunde – ständig überwacht. Die Tierschutzbeauftragte wird von einem internen, institutseigenen Ausschuss unterstützt.

Die Tierschutzbeauftragte berät die Wissenschaftler*innen darüber hinaus bei der Planung und Durchführung der tierexperimentellen Forschungsvorhaben und trägt dafür Sorge, dass die Belastung für die Tiere stets so gering wie möglich gehalten wird. 

Die Tierhaltung bietet auch Qualifizierungskurse an, um die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit Versuchstieren zu erlernen. Die Kurse sind von der Deutschen Gesellschaft für Versuchstierkunde (GV-SOLAS) zertifiziert.


Über unsere Projekte mit Versuchstieren können Sie sich auch auf unserem Tierversuchsportal informieren. 

 

Zur Redakteursansicht