Neue Kindertagesstätte Entdeckerland am Faßberg auf dem Max-Planck-Campus für 106 Kinder
Pünktlich zur Eröffnung zeigte sich erstes zartes Grün auf den Spielplätzen vor der Kita und im direkt angrenzenden Wald. Innen wurden die Gäste von strahlenden Kindergesichtern empfangen, fröhliches Lachen schallte durch die bunt gestrichenen Räume. Die neue Einrichtung am Max-Planck-Campus ersetzt die alte Kita des Instituts, die maximal 30 Kinder aufnehmen konnte. „In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Kinderbetreuung bei uns stetig gestiegen. Mit dem Neubau haben wir das Angebot daher auf 106 Plätze erweitert. Wir möchten es Eltern leichter machen, Familie und Beruf zu vereinen“, so Herbert Jäckle, der 2016 in seiner damaligen Funktion als Geschäftsführender Direktor des MPI für biophysikalische Chemie den Neubau initiiert hatte. Tatkräftige Unterstützung dafür kam auch vom damaligen Verwaltungsleiter Manfred Messerschmidt und wurde von seinem Nachfolger Achim Rodeck fortgeführt.
Beim Bau und pädagogischen Konzept wurden die Wünsche und Bedürfnisse der Institutsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter berücksichtigt. So werden Kinder bereits ab einem Alter von drei Monaten aufgenommen und bis zum Schulanfang von 20 Betreuerinnen und Betreuern mit unterschiedlichem Fachhintergrund liebevoll umsorgt. Unterstützt werden sie von vier Absolventinnen und Absolventen eines Freiwilligen Sozialen Jahres, zwei Praktikantinnen und einer Küchenkraft. Kernbetreuungszeit der Kita ist von 8 Uhr bis 17 Uhr. Begrenzt stehen zudem Betreuungsplätze ab 7:30 Uhr und bis 18 Uhr zur Verfügung.
Eröffnung der neuen Kita am Max-Planck-Campus Göttingen
Veränderungen in der Natur direkt miterleben
Melanie Jahn, Leiterin der neuen Kita am Faßberg, lobte die weiten, lichten Räume mit den großen Fenstern. „Zum Teil hat man das Gefühl, mitten im Wald zu stehen. Die Kinder und wir bekommen die Veränderungen in der Natur sehr schön mit. Die offenen Flure geben den Kindern zudem die Möglichkeit, sich zu begegnen und gemeinsam zu spielen. In unserem halboffenen Konzept haben die Kinder zwar Bezugserzieher, bewegen sich aber den ganzen Tag in den Bereichen, in denen sie sich ausprobieren möchten.“ Beim späteren Rundgang erläuterte sie, dass ein besonderes Augenmerk auf der Remida-Ausrichtung liege – der Idee, dass Materialien, die in Industrie, Handel, Handwerk und Gewerbe abfallen, wunderbare Ressourcen zum Spielen, Bauen, Konstruieren, Forschen und Gestalten sind.
„Es ist schön, nach so langer Planungsphase die Kita in Betrieb zu sehen“, freute sich Michael Höfer, Geschäftsführer des Kinderhaus e. V., bei der Begrüßung der Gäste. „Herr Görlich als Geschäftsführende Direktor des Instituts hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Kita am Ende so schnell realisiert werden konnte.“ Er betonte, dass eine Krippe für Säuglinge ab drei Monaten ein großer Schritt sei. Von der ersten Kita-Einweihung am Faßberg mit zehn Plätzen in zwei umgebauten Werkswohnungen hin zu diesem Neubau habe sich viel verändert.
Görlich lobte die neue Einrichtung als einen wunderschönen, rundum gelungenen Bau, der am Ende doch nicht so einfach umzusetzen gewesen sei wie gedacht und nicht frei von Dramatik. „Als abzusehen war, dass wir den Eröffnungstermin zum neuen Kindergartenjahr nicht halten können, haben wir unsere Seminarräume übergangsweise zur Kita umfunktioniert“, berichtete er. Sein Sohn war dann ein gutes Beispiel dafür, dass das Konzept gelungen ist. "An seinem ersten Tag in der neuen Kita war dieser hin und weg. Es war schwierig, ihn mit nach Hause zu nehmen. Er hatte einfach noch nicht zu Ende gespielt.“ Dem fünffachen Vater war es stets wichtig gewesen, die Betreiber des Kinderhaus und die Erzieherinnen aktiv in die Planung der neuen Einrichtung mit einzubeziehen. „Ich erinnere mich an wirklich intensive Gespräche, bei denen um die beste Lösung gerungen wurde, um das Gebäude an die Abläufe in einer Kita und an deren pädagogischen Konzepte anzupassen“, so Görlich weiter. Ab neun Wochen Babys aufzunehmen sei noch ungewöhnlich und immer wieder habe er die Frage bekommen: Warum denn so früh? Aber Frauen in der Forschung könnten nicht einfach ein Jahr aussetzen. Am Ende bedankte sich der Geschäftsführende Direktor bei allen Mitwirkenden am Bau und Melanie Jahn und ihrem Team herzlich für die fantastische Arbeit.
Helmi Behbehani, Bürgermeisterin in Göttingen, betonte, wie wichtig es für einen Forschungsstandort mit Unternehmen sei, dafür zu sorgen, dass Bildung und Betreuung einen hohen Stellenwert haben und wünschte dem Institut und dem Kita-Team alles Gute und viel Glück. Für Maria Schmidt, Stadträtin für das Dezernat Personal, Schule und Jugend der Stadt Göttingen, war es der erste Kita-Besuch in dieser Funktion. „Familienfreundlichkeit ist oft eine Floskel. Es ist toll, dass es hier auf dem Campus nun ein solches Angebot gibt und ich wünsche mir, dass diese Möglichkeiten auch anderswo geschaffen werden – und zwar da, wo sie gebraucht werden.“ Sie sei gespannt, ob die Säuglingsgruppe Vorbild auch für andere Einrichtungen sein werde.
Vorschlag "Entdeckerland am Faßberg" gewinnt im Namenswettbewerb
Im Anschluss an die Grußworte verriet der Geschäftsführende Direktor den bereits mit Spannung erwarteten Sieger des vorangegangenen Namenswettbewerbs: Jakov Pavletic, ein Kind aus der Kita, hatte sich – unterstützt von seinen Eltern – mit seiner Idee durchgesetzt! Der noch etwas schüchterne Gewinner durfte den Namen anschließend mit Hilfe seiner Mutter enthüllen. Nun heißt die Einrichtung: „Entdeckerland am Faßberg“. Als Preis überreichte Görlich ein Alpaka-Kuscheltier samt Gutschein für einen Nachmittag bei den echten Tieren, die am Institut als wichtige Helfer in der Forschung dienen.
Blick in die Baumwipfel
„Der schönste Moment für uns Architekten bei der Umsetzung eines solchen Projekts ist es, wenn die Kinder zum ersten Mal ihre neuen Räumlichkeiten betreten und diese dann mit strahlenden Gesichtern erkunden“, verriet Architekt Michael Beck, Chef von NOVA Architekten (München), bei der anschließenden Besichtigung des Gebäudes. Beck hatte bereits die Kita für die MPI für Biochemie und für Neurobiologie in München geplant und Ideen von dort in das Projekt am Faßberg einfließen lassen. „Dass durch den Hang eine Aussichtsplattform in den Baumwipfeln entsteht, war Teil unseres Konzepts. Dass es die Kinder nun dazu inspiriert hat, die Kita ‚Entdeckerland‘ zu taufen, ist eine tolle Bestätigung unseres Ansatzes.“
Matthias Duhm, Leiter von bmp architekten (Göttingen) ergänzte: „Durch die Hanglage ist das Gebäude gleichzeitig ein Sonderbauwerk, das uns alle vor Herausforderungen gestellt hat. Die Winkelstützwand zum Abfangen des Hanges war sehr aufwändig, die eigentliche Kita wurde dann in Stahlrahmenbauweise errichtet. Die Zusammenarbeit der Gewerke, die allesamt aus dem lokalen Raum stammten, hat dabei wunderbar geklappt.“
Für Reiner Schymura, Leiter der Betriebstechnik am Institut, fügt sich das neue Gebäude mit seinen Außenanlagen nicht zuletzt wunderschön ins Landschaftsbild ein: „Die vom Landschaftsplanungsbüro Wette und Küneke gestalteten Spielflächen draußen stehen den Innenräumen in nichts nach. Es gibt viel Platz mit viel Grün, tolle große Holz-Spielgeräte und auch die ersten Hochbeete sind schon fertig zum Bepflanzen – der Frühling kann kommen.“ (cr)
(Gemeinsame Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie und des Kinderhaus e. V. Göttingen)