Capriccios und Episoden – Bilder, Zeichnungen und Collagen von Klaus-Jürgen Fischer

„Kunst am Fassberg“

7. Februar 2019

Die Ausstellung mit Bildern, Zeichnungen und Collagen von Klaus-Jürgen Fischer wird am Samstag, den 9. Februar um 16 Uhr im Foyer des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie eröffnet. Eine Einführung in das Werk des früheren Kunstlehrers und wachsamen Zeitchronisten gibt die Kulturjournalistin Tina Fibiger. Zu sehen sind die "Capriccios und Episoden" noch bis zum 6. März 2019, montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, an den Wochenenden von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.  

Die Ausstellungsserie "Kunst am Fassberg" widmet sich zum Jahresauftakt dem vielstimmig inspirierenden Göttinger Künstler Klaus-Jürgen Fischer, unter seinem Künstlernamen bekannt als KaJott. Als "Einfälle der subjektiven Phantasie" betrachtet KaJott seine Sammlung von Capriccios. Auf Papier und Leinwand, gedruckt, collagiert und im Dialog mit den verschiedensten Materialien nehmen diese Einfälle ihre künstlerisch geformte Gestalt an. Sie verweigern sich Gattungsgrenzen ebenso wie einer formalistischen Zuordnung, weil KaJott in ihnen neben dem nachdenklichen Beobachter auch den Provokateur und den kreativen Ruhestörer zu Wort kommen lässt. Dabei ist der Betrachter umso mehr herausgefordert, Motive aus unterschiedlichen Perspektiven zu erkunden – auch im Hinblick auf widersprüchliche Argumente und Erfahrungswelten, die den Kontext seiner Arbeiten reflektieren, und die Fragen, die KaJott daraus künstlerisch reflektierend ableitet.

Eine historische Aufnahme vom Warschauer Ghetto, die der Künstler bearbeitet hat, stellt natürlich andere Fragen als ein Stillleben von Cezanne, wenn der Künstler den Bildelementen und dem, was sie alles noch verbergen, auf den Grund geht. Wiederum andere Fragen mutet er den abgelagerten Kunstdrucken aus dem DDR-Fundus in der Bearbeitung, Überzeichnung und Verfremdung zu, sei es über ihre politisch intendierte Botschaft oder ihre Nachhaltigkeit als Zeitdokument. 

"Raumgreifende Einschübe" nennt KaJott die Bildkompositionen, die in der Ausstellung eine Sammlung von Episoden bilden. Sie erzählen von Begegnungen mit Menschen, Reiseerlebnissen und Lebenskrisen, aber auch von geschichtsträchtigen Momenten, wie sie die Biografie des Göttingers prägten und ihn in der künstlerischen Auseinandersetzung immer wieder herausforderten, beispielsweise die Kriegserinnerungen des Flüchtlingskindes oder die Wiederentdeckung der väterlichen Lebensspuren in Italien.

Unter dem Motto Capriccios und Episodenmeldet sich auch immer der Materialerforscher zu Wort, der ständig neue „Zutaten“ und Techniken für seine Bilderzählungen und ihre Fragestellungen sondiert. Die Farben, das Papier oder auch die Druckplatte müssen sich einiges gefallen lassen, ebenso wie malerische Fragmente, Farbskizzen, Reste von Karton, ein Schwamm und die Überbleibsel eines Zeichenblocks, aus denen der Künstler viele seiner Collagen komponiert hat. Sogar ein Kopierer gehört mittlerweile zu den handwerklichen Mitteln des experimentierfreudigen Künstlers, der materielle Fundstücke als inspirierende Quellen versteht. Gleichzeitig sind sie für ihn Bilder aus der Nachrichtenwelt, historische Studien, Gedankenskizzen und alltägliche Beobachtungen aus dem gesellschaftspolitischen Kontext. Sie alle wollen in dieser Ausstellung die Betrachter aufstörend inspirieren, bewegen und nachdenklich stimmen für den offenen Blick auf Lebens- und Erfahrungswelten. (T.F.)

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