Alfred Pohl zum 90. Geburtstag –
Das Licht und die Farben Südamerikas

18. Oktober 2018

Die Ausstellung Alfred Pohl – Das Licht und die Farben Südamerikas wird am Samstag, 27. Oktober 2018 um 16 Uhr im Foyer des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie eröffnet. Der Kunsthistoriker Rudolf Krüger wird eine Einführung in das Werk Alfred Pohls geben. Hans-Henning Vater (Violine) und Christian Horn (Bandoneon) umrahmen die Vernissage mit Tango Argentino. Die Pohl-Ausstellung ist vom 27. Oktober bis 21. November montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und an den Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr zu sehen. Am Sonntag, 11. November bietet Ulrich Nauber um 15 Uhr eine Führung durch die Ausstellung an. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellungsserie Kunst am Fassberg steht in diesem Jahr unter dem Motto „Meister des Farbholzschnitts“ und ehrt zwei bedeutende Vertreter dieses Genres. Nachdem im Frühjahr der Tübinger Holzschneider Heiner Bauschert den Anfang machte, folgt nun ab dem 27. Oktober 2018 eine Ausstellung mit Werken des Göttinger Holzschneiders Alfred Pohl, der kürzlich seinen 90. Geburtstag begangen hat.

Pohl, der „Grandseigneur des deutschen Farbholzschnitts“, hat in den Jahrzehnten seines Schaffens ein umfangreiches und vielgestaltiges Oeuvre in Form von Holzschnitten, Radierungen, Zeichnungen und Aquarellen geschaffen. Die Ausstellung bei Kunst am Fassberg greift einen wesentlichen Aspekt auf, der Pohls Holzschnitte unverwechselbar macht: Das Licht und die Farben Südamerikas.

Ende der 1960er Jahre beschlossen Pohl und seine Frau, Göttingen für längere Zeit den Rücken zu kehren, aus dem gewohnten Leben, in dem sie sich eingerichtet hatten, auszubrechen und im Ausland neue Herausforderungen anzunehmen. Pohl, der seit fünf Jahren Assistent für Kunsterziehung an der Pädagogischen Hochschule Göttingen war, bewarb sich 1967 um den Dienst an einer Auslandsschule und wurde nach Lima in Peru entsandt, wo er als Lehrer am Colegio Peruano-Alemán (Deutsche Schule Alexander von Humboldt) drei Jahre tätig war. Nach kurzer Unterbrechung folgte ein weiterer Einsatz in Bogotá, Kolumbien, wo er als Mitglied der Mision Pedagógica im kolumbianischen Erziehungsministerium arbeitete.

Bereits bei der Schiffspassage nach Peru verfiel Pohl dem Farbenspiel der peruanischen Wüste. „Beunruhigt und wie elektrisiert“ tauchte er in seine neue Umgebung in Lima ein und nahm die fremden Eindrücke in sich auf. Pohl berichtet von einem Schlüsselerlebnis „in der peruanischen Wüste stehend, zur einen Seite den Pazifik erblickend, zur anderen Seite die schroff aufsteigenden Anden“, wo ihm deutlich wurde, wie sehr ihn das überwältigende Erleben des südamerikanischen Landes schon „infiziert“ hatte und er begriff: „Jetzt bist du dort, wo du hingehörst! Ich ahnte, dass ich nun mein Leben lang Heimweh haben würde nach diesem, mir bislang völlig fremden Land.“

Zunächst noch damit beschäftigt, seine zahlreichen Eindrücke und Erlebnisse in Skizzen festzuhalten, wuchs in Pohl der Wunsch, das Gesehene in eine grafische Form zu fassen. Er schnitt seine erste Sierra ins Holz und – um zu einem schnellen Ergebnis zu kommen – erinnerte er sich der Technik der verlorenen Platte, die er seitdem beibehalten hat. Dabei werden aus einer einzigen Holzplatte in aufeinander folgenden Schritten die verschiedenen Zustände der Druckplatte geschnitten und die einzelnen Farben übereinander gedruckt. Die dadurch entstehenden Mehrfarbendrucke sind nicht wiederholbar, weil die Druckplatte durch das sukzessive Entfernen weiterer Holzpartien „verloren“ geht.

Die mehrjährigen Aufenthalte in Peru und Kolumbien, denen sich später weitere, ausgedehnte Reisen durch Südamerika anschlossen, wirkten sich entscheidend auf die künstlerische Entwicklung von Pohl aus. Die Begegnungen mit den Menschen, der Landschaft, der Religiosität, den Mythen und der Literatur Lateinamerikas ließen ihn nicht mehr los und hatten einen nachhaltigen Einfluss auf die Themen, den Stil und vor allem die Farbgebung seiner Druckgrafik. In der Ausstellung erzählen viele seiner Arbeiten von diesen intensiven Begegnungen in Südamerika, von der goldenen peruanischen Wüste, den Eindrücken in den Städten, den Menschen in den Anden oder den beindruckenden Relikten früherer Kulturen. (un)

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