Großes Verdienstkreuz für Jens Frahm
Ministerpräsident Stephan Weil überreicht dem Physiker vom Max-Planck-Institut (MPI) für Multidisziplinäre Naturwissenschaften die Auszeichnung für seine Leistungen und Verdienste im Bereich der Magnetresonanztomografie (MRT).

Die MRT liefert in Sekundenschnelle Bilder aus unserem Körper. Doch ohne die Entwicklung der FLASH-Technologien von Jens Frahm wäre die MRT, wie wir sie heute kennen, nicht möglich. Für seine innovativen MRT-Verfahren wurde Frahm vom Bundespräsidenten mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil überreichte dem Physiker die Auszeichnung am 24. März 2025 bei einer feierlichen Zeremonie.
„Es ist mir eine besondere Freude, Professor Jens Frahm mit dem Bundesverdienstkreuz zu ehren. Mit seinem Forschergeist, seiner wissenschaftlichen Brillanz und seinem unermüdlichen Einsatz hat er sich in herausragender Weise um unser Land – insbesondere als Wissenschaftsstandort – verdient gemacht“, sagte Weil in seiner Laudatio. Durch seine Weiterentwicklung der MRT vor allem durch die FLASH-Technologie – auch Echtzeit-MRT genannt – sei die MRT nicht nur effizienter, sondern auch für eine breite Anwendung in der Praxis nutzbar geworden. Der Ministerpräsident betonte weiter: „Professor Frahm hat mit seiner Arbeit dazu beigetragen, dass selbst kleinste Veränderungen im Körpergewebe zu erkennen sind und beispielsweise die Früherkennung von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich verbessert wurde. Hinzu kommt seine besondere Treue zum Wissenschaftsstandort Göttingen und sein Engagement für Ausbildung und Förderung der nächsten Generation von Wissenschaftlern und Medizinern. Dafür gebühren Professor Frahm höchster Respekt und höchste Anerkennung und auch mein besonderer persönlicher Dank!“
„Die Liste der Trägerinnen und Träger dieses Ordens ist beeindruckend. Ich fühle mich sehr geehrt, nun in einer Reihe mit ihnen zu stehen“, sagt Frahm, Leiter der Forschungsgruppe Biomedizinische NMR. „Es erfüllt mich mit Stolz und großer Freude, dass unsere Arbeit einen so bedeutenden Einfluss auf die Behandlung von Patient*innen weltweit hat.“
Im Jahr 2003 wurden Paul Lauterbur und Peter Mansfeld für ihre Entwicklung der MRT mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Die Methode ließ sich damals allerdings noch nicht ohne Weiteres in der medizinischen Diagnostik einsetzen. Sie erlaubte zwar, Aufnahmen einzelner Schichten vom Körper zu erstellen. Doch für jede Schicht musste man anfangs minutenlang messen. Eine medizinische Untersuchung im MRT dauerte entsprechend mehrere Stunden. 1985 gelang es Frahm und seinem Team, mit ihrer Technologie FLASH (Fast Low Angle Shot) die Messzeit radikal um das Hundertfache zu beschleunigen. Heute finden weltweit etwa 100 Millionen Untersuchungen im Jahr mit FLASH statt. In nahezu jedem MRT, das weltweit in einem Krankenhaus im Einsatz ist, wird das Patent von Frahm und seinen Kolleg*innen genutzt, das bis heute zu den erfolgreichsten Patenten der Max-Planck-Gesellschaft gehört.
2010 gelang Frahm und seinem Team ein weiterer Durchbruch: Mit FLASH 2 konnten sie die Messzeit für ein MRT-Bild bis zu einer Hundertstelsekunde reduzieren. Möglich macht dies ein mathematisches Verfahren für die Bildrekonstruktion, das nur noch sehr wenige Einzelmessungen pro Bild benötigt. Damit lassen sich Vorgänge im lebenden Körper – wie beispielsweise den Herzschlag, den Schluckvorgang oder Magen-Darm-Bewegungen – live beobachten. Zukünftig möchte Frahm mit seinem Team die Methode unter anderem dahin weiterentwickeln, dass sich die Untersuchung ganzer Organe zu einem Ganzkörper-Screening verbinden lässt. Ein weiteres Ziel ist es, mit der Echtzeit-MRT minimalinvasive Eingriffe im Körper live zu verfolgen. (kf/jp)
Über Jens Frahm
Jens Frahm studierte Physik an der Universität Göttingen und forschte bereits für seine Doktorarbeit am damaligen MPI für biophysikalische Chemie, einem der beiden Vorgängerinstitute des heutigen MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften. Seit 1982 leitet er die Forschungsgruppe Biomedizinische NMR. 1994 habilitierte er an der Universität Göttingen. Für seine Forschungsarbeiten wurde Frahm mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Gold Medal Award der International Society for Magnetic Resonance in Medicine (1991), der Europäische Erfinderpreis (2018) und der Werner-von-Siemens-Ring (2020). 2016 wurde Frahm in die Hall of Fame der deutschen Wissenschaft gewählt.