Marieke Oudelaar von Bayer Foundation ausgezeichnet
Die Wissenschaftlerin am Göttinger Max-Planck-Institut (MPI) für Multidisziplinäre Naturwissenschaften erhält den Bayer Early Excellence in Science Award in der Kategorie Biologie. Sie wird damit für ihre erfolgreiche Forschungsarbeit ausgezeichnet, wie die räumliche Organisation unseres Erbguts mit der Genaktivierung zusammenhängt. Die Preisverleihung fand am 15. März als hybride Veranstaltung in Berlin statt.
Der Wissenschaftsrat der Bayer Foundation begründet seine Entscheidung mit den herausragenden Beiträgen, die Oudelaar zur Entwicklung von Methoden zur Charakterisierung der Organisation des Erbguts leiste. Alle Zellen eines Organismus enthalten die exakt gleiche Erbinformation, die in der DNA verschlüsselt vorliegt. Dennoch sind sie Spezialisten, die jeweils bestimmte Aufgaben erfüllen: Immunzellen arbeiten als körpereigenes Abwehrsystem. Nervenzellen nehmen Reize wahr und leiten sie weiter. Hautzellen schützen uns vor mechanischen Einflüssen und regeln die Körpertemperatur. Wie kann das sein? Die Antwort: Verschiedene Zelltypen aktivieren und nutzen verschiedene DNA-Abschnitte, Gene genannt, die die Information zur Produktion von Proteinen bereitstellen. Grundlegende Mechanismen dieser DNA-Regulation liegen jedoch noch im Dunkeln.
„Wir möchten verstehen, wie es Zellen gelingt, bestimmte Gene auf molekularer Ebene an- und abzuschalten und wie dieser Prozess reguliert wird“, erläutert die Lise-Meitner-Gruppenleiterin. „Insbesondere interessiert uns, wie die Aktivität der Gene mit der räumlichen Organisation der DNA in den Zellen zusammenhängt.“ Würde man die DNA einer einzigen Zelle auf ihre volle Länge ausstrecken, wäre sie etwa zwei Meter lang. Um in den winzigen Zellkern zu passen, muss sie sich in bestimmten dreidimensionalen Strukturen zusammenfalten. Diese 3D-Strukturen beeinflussen, ob Signale der Zelle die Gene in der DNA aktivieren können. „Es gelang uns, die Methoden zu verbessern, mit denen wir die räumliche Organisation der für uns interessanten Abschnitte auf der DNA untersuchen. Dadurch können wir diese 3D-Strukturen genauer analysieren“, sagt Oudelaar. „Wir haben auch die Effizienz einiger der Methoden verbessert. Anfangs mussten wir Millionen von Zellen verwenden, um brauchbare Daten zu erhalten. Jetzt sind wir bei ein paar Tausend angelangt.“ Das ist ein wichtiger Schritt, der es ermöglicht, krankheitsverursachende Zelltypen leichter zu analysieren.
„Störungen bei der Genaktivierung können beispielsweise zu Krebserkrankungen beitragen. Wenn wir mehr über die Zusammenhänge erfahren, finden wir vielleicht Wege, wie wir diese Krankheiten therapieren oder irgendwann einmal sogar verhindern können“, sagt die Wissenschaftlerin. „Der Preis ist eine tolle Motivation, weiter auf diesem spannenden Gebiet zu forschen.“ (kr)
Über die Preisträgerin
Nach ihrem Studium der Biomedizin promovierte die gebürtige Niederländerin 2018 an der University of Oxford (Großbritannien) und forschte dort zwei weitere Jahre als Postdoktorandin. Seit 2020 leitet sie am MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften die erste Lise-Meitner-Gruppe Genomorganisation und -regulation. Das Lise-Meitner-Exzellenzprogramm der Max-Planck-Gesellschaft wählt jährlich außergewöhnlich qualifizierte Wissenschaftlerinnen aus, um sie in ihrer Forschung zu fördern und langfristig mehr Direktorinnen an die Spitze der Max-Planck-Institute zu berufen. Neben materiellen und personellen Ressourcen erhalten die Forscherinnen die Möglichkeit, frühzeitig eine leitende wissenschaftliche Position zu übernehmen.
Über den Bayer Early Excellence in Science Award
Seit 2009 vergibt die Bayer Foundation den internationalen Preis an herausragende Nachwuchswissenschaftler*innen in den Kategorien Biologie, Chemie, Medizin und Datenwissenschaften in den Life Sciences. Ausgezeichnet werden herausragende Forschende, deren Promotion nicht länger als fünf Jahre zurückliegt und deren Forschung bereits zu bedeutsamen neuen Erkenntnissen in ihren Fachgebieten beigetragen hat. Aus einer konkurrenzstarken Liste weltweit nominierter Kandidat*innen wählt der Wissenschaftsrat der Stiftung die Preisträger*innen aus. Die Auszeichnung wird jährlich vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert.