Malerei von Monika Ures-Gärtner

1. bis 25. April 2004

Monika Ures-Gärtner wurde 1951 geboren. Ihr Interesse an bildender Kunst und auch Literatur wurde bereits früh geweckt. Ihre künstlerische Entwicklung ist geprägt durch die Entdeckung verschiedener Materialien und Gestaltungsmöglichkeiten. Nach dem Studium der Germanistik und Kunstpädagogik folgte ein Fernstudium in Werbegrafik-Design. In dieser Zeit wirkte Monika Ures-Gärtner als Herausgeberin der literarischen Zeitschrift 'Literatte' mit, verfasste Texte mit 'Konkreter Poesie', schrieb Kurzgeschichten und veröffentlichte zusätzlich Aphorismen und Gedichte im Selbstverlag.

Seit 1988 betreibt Monika Ures-Gärtner ein eigenes Atelier in Göttingen. In dieser Zeit entdeckte sie neben der Malerei die Keramik als weiteres künstlerisches Medium. In dieser Phase entstanden designgeprägte Objekte, Seidenbilder, Ölgemälde und Arbeiten auf Papier in verschiedenen Techniken. Die aktuellen Werke sind Materialbilder aus Spachtelmasse und Acryl auf Leinwand oder Hartfaserplatte, deren strukturierte Oberflächen Monika Ures-Gärtner farbig akzentuiert. Reliefs und Kontraste dieser Werke basieren auf den praktischen Erfahrungen mit früheren plastischen Darstellungen.

Besonders bei den großformatigen Werken der letzten Jahren zeigt Monika Ures-Gärtner ihre Lust auf Farbe und Struktur. Sie reduziert und abstrahiert. Aus einfachen elementaren Formen wie Quadrat, Rechteck und Kreis entwickelt sie Formenkomplexe und Spannungsverhältnisse. Hartfaserplatten oder Leinwände werden mit Gips belegt und bearbeitet. Dadurch entstehen reliefartige Oberflächenstrukturen, die die Künstlerin konturiert und farbig ausgestaltet. In vielen Bildern von Monika Ures-Gärtner dominieren die Farben Rot, Orange und Gelb.

Es sind warme, mediterrane Farben. In großen Kompositionen stellt sie italienische Landschaften vor. Aufgespachtelt und eingeritzt sind Treppen, Torbögen, eine Sonne, ein Weg. Gelborange übermalt, greifen die Motive die Farbe der toskanischen Landschaft auf und vermitteln einen heiteren Eindruck. Auch jene Bilder, die überwiegend in Blautönen gehalten sind, wirken keineswegs kalt, sondern eher fließend und beschwingt. So scheint dem Betrachter aus einem hell- und dunkelblauem Untergrund heraus langsam ein Schiff entgegen zu segeln, das nur in kleinen farbigen, geometrischen Formen angedeutet ist. Monika Ures-Gärtner belässt es bei dieser Andeutung. "Es ist für mich nicht mehr so wichtig, das darzustellen, was ich sehe, ich will erforschen, was für meine Augen nicht sichtbar und dennoch vorhanden ist."

Malerei - Die farbige Kartographie der Fläche

Laudatio zur Ausstellungseröffnung am 1.4.2004 von Tina Fibiger

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie sind hier auf dem Fassberg mitten hinein geraten in Farbzonen und –welten, die Ihnen etwas zu versprechen scheinen. Und das ist noch viel mehr, als sich mit der Erinnerung an das Blau sehnsüchtiger Weite verbindet; oder mit der Vision einer wärmenden Umarmung an einem lichten Ort, der durchwebt ist von leuchtendem Orange, Rot und Gelb. Vielleicht wundern Sie sich auch zunächst nur ein bisschen über den schlichten Titel "Malerei", der diese Galerie der Gemälde und Materialbilder, Zeichnungen und Aquarelle rahmt und erst einmal nichts verspricht, deutet oder benennt, sondern nur auf die Gattung verweist. Doch dann werden Sie sehen: Schon bald befinden Sie sich auf ganz abenteuerlichen Routen Ihrer Fantasie und Ihrer Wahrnehmung, die sich zwischen ganz elementaren Formen ihre Schauplätze sucht und dafür plötzlich auch noch Geschichten erfinden möchte. Vielleicht geraten ja auch Sie dabei in die seltsamen assoziativen Verwicklungen, die ein Farbsignal auszulösen vermag, oder eine dieser scheinbaren Bewegungen, die aus der Tiefe der Fläche kommen ...

Explodiert da womöglich gerade ein Narrenschiff mit seinen bunten Segeln, die die hellblaue Fläche stürmen? Und war das nicht gerade ein Seestück, das in einem weiteren Motiv der blauen Töne und Schichtungen Kontur bekam mit einer grün eingefärbten Uferzone? Was hat es auf sich mit dieser Idee einer Insel inmitten einer stillen Wasserfläche, auf der sich die Form eines Gebäudes abzeichnen möchte? Und warum will wohl das Bild einer Möbius-Schleife nicht aus dieser bunten Farbsymphonie verschwinden. Es geht natürlich in den Kompositionen von Monika Ures-Gärtner um die Bilder hinter den Bildern, die jeder für sich anders erfährt und anders erlebt. Und wie sie sich hier aus Quadraten und Dreiecken, Kreisen, Rundungen und Linien in immer neuen pulsierenden Begegnungen verdichten. An ihnen zeichnet sich der künstlerische Prozess ab, wie ihn Monika Ures-Gärtner beschreibt. Mit dem Spachtel gleitet die Gipsmasse über Hartfaserplatten und Leinwände. Und unmittelbar danach wandern die Farben über die unruhigen Flächen mit ihren Verwerfungen, Leerstellen und Zwischenräumen, ehe das Material endgültig verhärtet.

In dieser Phase bleibt keine Zeit für Zweifel und auch nicht für kritische Überlegungen über ein mögliches Motiv oder eine Botschaft. Und so materialisieren sich die Farben ohne diese ewige Begleitstimme, die den kreativen Impuls so gern mit Hintergedanken ummantelt, verzerrt und in kontrollierbare Bahnen drängt. Und vielleicht ist es auch gerade diese Form der konzentrierten Hingabe im gestalterischen Vorgang, warum aus Monika Ures-Gärtners Arbeiten solch faszinierende Bildenergien sprechen, denen wir als Betrachter dann Namen, Ansichten und Bedeutungen geben können.

Kunst wird ja erst dann wirklich erfahrbar, wenn sie den Dialog mit dem Betrachter sucht, ihn auf seine Fragen aufmerksam macht und auf seine gedanklichen und emphatischen Energien. Und schon allein dieses intensive Licht, das hier aus vielen Bildschauplätzen und Farben spricht, ist ein wunderbar wirksames Signal, um Stimmungen und Gedanken wieder zu begegnen und sie genauer zu erkunden.

Nicht von ungefähr erinnern die sonnig leuchtenden Relieflandschaften an mediterrane Regionen, die Monika Ures-Gärtner für sich entdeckt hat. Und dann bilden sich in den dunklen Farbmarkierungen ganz behutsam die Silhouetten von Häuserzeilen, steinernen Mauern und schmalen Gassen. Manche lösen sich wieder auf für die Vision einer aufgeheizten Fläche hügeligen Geländes mit struppiger Vegetation. Doch dann schimmern auf einmal auch die sanften Pastelltöne, wenn das Licht auf eine Seerosenlandschaft fällt oder auf auf die filigrane Silhouette eines Baumes.

Die Formen aus geballter Leuchtkraft, die zwischen Rot- und Blau-, Gelb- und Ockertönen ausschwärmen, fahren an äußerst bewegende Schauplätze. Man fühlt sich mitunter ganz in der Nähe früherer Zeiten, wenn sich aus einem Labyrinth von Linien die Kartographie einer antiken Stadt abzuzeichnen scheint; wenn Spuren von Höhlenmalerei die Fläche bewegen und innere Erdschichten noch einmal nach außen gewendet werden. Spekulieren ließe sich auch über die massiven steinernen Flächen auf dem Ausstellungsplakat, von dem sich das Profil einer Sphynx gar nicht so leicht wegblenden lässt.

Aber es gibt noch einen anderen als den mythologischen Zeitsprung, den diese Ausstellung markiert. Monika Ures-Gärtner arbeitet seit gut drei Jahren mit Gips und Acryl. Und so macht ihre Werkschau auch die verschiedenen experimentellen Stadien und Stationen kenntlich: wenn sich Strukturen verfeinern, für die sie statt der porösen und stoßanfälligen Gipsmischung Modelliermasse verwendete, und wenn Muster und Strukturen früherer Arbeiten sich hier sich auf neue Weise materialisieren.

Die Zeichnungen und Skizzen, wo Farbraster und Linien von Orten und Ansichten erzählen, oder wo Spannungsverhältnisse und Bewegungsimpulse ihre Form einnehmen, lassen sich wie eine künstlerische Wegbeschreibung lesen, die auch auf Unwegsamkeiten und Hindernisse vertraut. Sie sind Teil der Suche nach neuen Materialverbindungen, denen Monika Ures-Gärtner einen besonderen schöpferischen Nährwert abfordert. Und wir sehen hier nun die Essenz dieses dynamischen Balanceaktes, der sich in jedem einzelnen Motiv auf seine Weise mitteilt und uns einlädt, den Bildern hinter den Bildern zu begegnen. Ich wünsche Ihnen viele assoziative Verwicklungen mit den Arbeiten von Monika Ures-Gärtner.


Ausstellungen

  • 1992-94, 1998: Hardegsen, Burg Hardeg; Gemeinschaftsausstellung Kunsthandwerk: Keramik, Objekte
  • 1999:
    • Goslar, im Großen Heiligen Kreuz; Gemeinschaftsausstellung Kunsthandwerk: Keramik, Objekte
    • Hann. Münden, Packhof; Gemeinschaftsausstellung Kunsthandwerk: Keramik, Objekte
    • Göttingen, Klinikum; Einzelausstellung: Bilder
    • Hannover, Stadthalle, Designa 2000; Keramik, Objekte, Bilder
    • Göttingen, Lokhalle, Präsenta; Keramik, Bilder
  • 2000:
    • Hardegsen, Muthaussal Burg Hardeg; Einzelausstellung: Bilder, Objekte, Rauminstallation
    • Göttingen, Städtisches Museum; Gemeinschaftsausstellung der "Arbeitsgruppe Kunsthandwerk Hildesheim e.V.": Keramik, Bilder
  • 2002:
    • Hamburg, Postergalerie, Große Bleichen; Gemeinschaftsausstellung: Bilder
    • Götingen, Gauß, Restaurant am Theater; Einzelausstellung: Bilder
  • 2003: Göttingen, Lehmofen, Restaurant und Galerie - Einzelaustellung: Bilder
  • 2004: Göttingen, Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie; Einzelausstellung: Bilder, Objekte
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