Malerei und Grafik
Malerei und Grafiken von Bianca Methe

5. bis 29. September 2002

Bianca Methe setzt sich in ihren Gemälden und Grafiken bildnerisch mit dem Wechselspiel von Farben und Formen auseinander. Dabei zeichnen sich ihre zumeist ungegenständlichen, abstrakten Werke oft durch eine Reduktion aus. Bei manchen Bildern tritt die Farbigkeit zurück zugunsten der Nuancierung einzelner Farben, die die Strukturen und Formen der Bildkomposition hervortreten lässt. So enstehen Gemälde und Aquarelle, deren Grundton das Schwarz/Weiß und seine Grauschattierungen sind, oder aber leuchtende Kompositionen in Rot, Blau oder Ocker. Oft gehen die dargestellten Formen direkt aus der Bewegung des Malprozesses hervor. Bei anderen Werken werden sie kompositorisch auf ihre geometrischen Grundformen von Rechteck, Dreieck und Kreis zurückgeführt. Ein weiteres wichtiges Element der Arbeiten von Bianca Methe ist die kunstvolle Strukturierung der Oberflächen. In ihren Materialbildern wird der Bildcharakter von räumlichen Strukturen geprägt, die beim Auftrag von Sand und Farbe oder bei der Verwendung von anderen Materialien wie Asche, Holzkohle, Gaze oder Metallfolien entstehen.


Biografie

  • 1937: geboren in Hannover
  • 1966: Musische Bildungsstätte Remscheid, Fach Bild und Form
  • 1977: Textile Bilder, Einzelausstelungen u.a. in Göttingen, Hannover, Krefeld und Heidelberg
  • 1987: Beginn mit Aquarellmalerei, Malgemeinschaft "Farbenkreis", seit 1996 im Atelierhaus musa e.V. Göttingen
  • 1995: Acryl- und Ölmalerei
  • 1999: Holzschnitt und Radierung
  • 2001: Materialbilder und Installation
  • 1995-2001: Teilnahme an Kursen und Intensivstudium der Europäischen Akademie für Bildende Kunst Trier in den Klassen für freie Malerei: Aquarell, Acryl und Radierung Ausstellungsbeteiligungen und Einzelausstellungen u.a. in Göttingen

Eröffnung der Ausstellung "Konkretes im Zufall" in der Galerie Alte Feuerwache, Göttingen

Ich freue mich, Sie hier in der "Galerie Alte Feuerwache" begrüßen zu dürfen. Die Ausstellung " Konkretes im Zufall" zeigt uns die Begegnung zweier Künstlerinnen, Gisela Hyllus und Bianca Methe, die sich nicht unbedingt ähnlich sind, die vielleicht sogar mehr trennt, als sie verbindet - eine Konfrontation, die aber auch zum Begreifen des Besonderen im Anderen führen kann. Wie Gisela Hyllus ist Bianca Methe auch eine Autodidaktin - und eine Enthusiastin der Kunst. Autodidakten sind längst nicht mehr die belächelten Stiefkinder der Kunst. Sie sind häufig elementarer als die akademisch "verbildeten" Künstler. Der Weg der Selbstschulung ist oft mühsamer aber auch entschiedener. Bianca Methe hat keine Mühe gescheut, sich lehrenden Künstlern zu stellen, von ihren Erfahrungen zu profitieren. Immer wieder hat sie in wechselnden Kursen an der Europäischen Akademie in Trier teilgenommen und sich erweitert.

Sie bewegt sich heute ganz frei in der abstrakten Malerei, sie ist eingedrungen in das freie Spiel der Formen. Sie erkundet den Bildraum auf ihren eigenen Wegen. Die großen Bildformate sind dabei sowohl Herausforderung als auch adäquates Maß. Denn sie begreift ihre Malerei als einen Prozess, der aus der Bewegung des eigenen Körpers kommt. Aus dem Schwung des Arms entwickelt sie ihre Formen und braucht dazu das entsprechende Bildformat, so wird die bildnerische Auseinandersetzung der Formen und Farben eingeleitet. Mit großen Schwüngen steigt sie ein in das Bildgeschehen. Die Findung der Formen, die sie auf diesem Weg der eigenen Körperbewegung begonnen hat, wird in ihren Bildern sichtbar. Aber damit ist sie noch nicht am Ziel, der Prozess geht jetzt erst richtig los, Farbe und Form stellen unterschiedliche Anforderungen. Ein Ringen beginnt, ein wechselndes Reagieren, der Bildraum wird zu einem Erlebnisraum, den die Künstlerin zuerst einmal meistern muss, bevor sie uns, die Betrachter, mit hinein nehmen kann, für uns das Zusammenspiel der Formen und Farben zu einem Erlebnis wird.

Ein wesentliches Anliegen ist Bianca Methe die Reduktion, die Vereinfachung von Formen und Farben. So wird es auch verständlich, dass sie in etlichen Bildern die Farbigkeit auf Schwarz/Weiß und ihre Graunuancen reduziert hat, um Strukturen und Formen dominant werden zu lassen. Eine weitere Reduktion bildet die Rückführung der Formen auf ihre geometrischen Grundformen von Rechteck, Dreieck und Kreis.

Ein weiteres wichtiges Element ihrer Arbeit ist die Belebung der Flächen durch kunstvolle Strukturen. Struktur, die gewachsen ist in aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten, wie die Struktur einer alten Mauer oder Wand, die vom Wechsel der Jahre und ihrer Einflüsse gezeichnet ist. Ihr Malprozess ist ein Spiel mit dem Zufall, der beim Auftrag von Sand und Farbe interessante Strukturen schafft, es sind gewissermaßen Vorgaben des Zufalls. Aber das Bestimmen dessen, was den Bildcharakter ausmacht, ist das Werk der Künstlerin. Keine leichte Arbeit, denn die Faszination an den Effekten muss überwunden werden, muss dem höheren Prinzip einer Bildwirkung, einer Bildaussage geopfert werden.

Die Bilder haben sich, so möchte ich das Verhältnis der Wirkung einmal nennen, zumeist Titel zugelegt. Sie sind Ausdruck von Erfahrungen der Künstlerin, Erfahrungen des Lebens und des Malens, die sich im Bild treffen - Assoziationen, die von den Bildern ausgelöst werden, die mit ihren Farben oder Formen Erinnerungen an Erlebtes auszulösen vermögen. Das ist die Qualität von Kunstwerken, dass sie mit uns sprechen, wenn wir bereit sind, uns ihnen mit unserer Seele zu öffnen. Zuerst erlebt es die Künstlerin oder der Künstler, wenn sie oder er das Bildwerk schafft. "Die Bilder machen etwas mit mir" sagt die Künstlerin. Aber dann ist es der Betrachter, der im Bild einen Gesprächspartner finden kann, ein Medium, das seine Gedanken, seine Empfindungen und Erinnerungen hervorzurufen vermag.

Aus der Eröffnungsrede von Georg Hoppenstedt zur Ausstellung
"Gisela Hyllus und Bianca Methe - Konkretes im Zufall"
Galerie Alte Feuerwache, Göttingen, vom 4. Mai 2002

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