Heiner Bauschert und der malerische Holzschnitt. Eine Retrospektive zum
90. Geburtstag

7. April bis 1. Mai 2018

Die Ausstellung „Heiner Bauschert und der malerische Holzschnitt“ wird am Samstag, den 7. April 2018 um 16:00 Uhr im Foyer des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie eröffnet. Ulrich Nauber wird eine Einführung in das Werk Heiner Bauscherts geben. Thomas Bauschert, ein Sohn des Künstlers, steuert persönliche Erinnerungen bei und umrahmt die Vernissage an der Gitarre. Die Bauschert-Retrospektive ist vom 7. April bis 1. Mai, montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und an den Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. 

Die Ausstellungsserie „Kunst am Fassberg“ steht in diesem Jahr unter dem Motto „Meister des Farbholzschnitts“ und ehrt zwei bedeutende Vertreter dieses Genres. Den Anfang macht ab dem 7. April der Tübinger Holzschneider Heiner Bauschert. Dem Göttinger Holzschneider Alfred Pohl ist ab dem 27. Oktober 2018 eine weitere Ausstellung gewidmet. Bei beiden Künstlern ist der 90. Geburtstag der Anlass zu umfangreichen Retrospektiven bei „Kunst am Fassberg“.

Bauschert gehörte zu den bedeutenden süddeutschen Holzschnittkünstlern. Als er 1986 im Alter von nur 58 Jahren verstarb, hinterließ er ein vielgestaltiges Werk, das rund 500 Holzschnitte umfasst. "Kunst am Fassberg" präsentiert in einer Übersichtsschau etwa 70 Farbholzschnitte aus dem Nachlass des Künstlers.

Was ihn am Holzschnitt vor allem faszinierte, war – so Bauschert selbst – „die Auseinandersetzung mit dem Material. Aus dem Gegeneinander und Miteinander entsteht das Bild. Weglassen und Stehenlassen sind die Alternativen, die einem Holzschneider bleiben. Klare Entscheidungen müssen fallen, ehe Malerei zerlegt und zu neuer Bildwirklichkeit zusammengedruckt werden kann.“ Bauschert wurde zunehmend zu einem Könner des Weglassens und Vereinfachens, der sensibel kalkulierten Verhältnisse von Formen und Farben.

Die Retrospektive zeigt anhand der unterschiedlichen Holzschnitte aus den 60er, 70er und 80er Jahren die stilistische und künstlerische Entwicklung des Künstlers. Während seine Holzschnitte der frühen Jahre mehr grafisch wirkten und auf linearer Dynamik beruhten, wurden seine späteren Werke zwar reduzierter in der Form, aber „malerischer“ in der Farbgebung und Flächigkeit. Schließlich drang ein weiterer Aspekt immer stärker in den Vordergrund: das Holz selbst mit seiner Struktur. Wenn Bauschert für eine Landschaft Wolken benötigte, dann war mit den Wolken auf dem Blatt zugleich auch das reine Holz mit seiner Maserung zu sehen; brauchte er längliche Flächen für Ackerfluren, dann druckte er versetzt übereinander die Flächen, ohne in der Form Ackerschollen nachahmen zu wollen.

Bauschert studierte von 1947 bis 1950 an der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe. Seine Lehrer waren der Zeichner Karl Hubbuch und der Maler Wilhelm Schnarrenberger, sowie der Expressionist Erich Heckel, den er manchmal zur Korrektur aufsuchte. Seinen eigenen Stil entwickelte Bauschert jedoch erst, nachdem er sich von der Akademie abgenabelt hatte und sich dem Holzschnitt zuwandte.

Von 1950 bis 1986 arbeitete Bauschert als Holzschneider und Aquarellist in Tübingen. Mit künstlerischem Idealismus blieb er dem Handdruck treu. Die Druckauflagen seiner Holzschnitte hielt er klein. Bauschert selbst schrieb dazu: „Druckgraphik ist für viele Künstler und Kunstliebhaber Ersatz für das nicht multiplizierbare, gemalte Bild. Ich schneide bewusst und konsequent in Holz, weil meine Idee der Druck als Original ist. Meine Bilder in ihren Farbwerten und Formen wären auf andere Weise so nicht herstellbar, insofern ist für mich der Holzschnitt durchaus originär.“ Als Motive dienten ihm die Tübinger Umgebung, Alblandschaften und ihre Menschen, immer wieder Tiere, seltener auch Stadtlandschaften. (un)

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